Die meisten Menschen mögen keine Veränderungen. Das ist eine Tatsache. Die Angst vor Veränderung und Wandel ist absolut menschlich. Insbesondere dann, wenn einem etwas aufgezwungen wird und man die Auswirkungen dieser Neuerungen auf das eigene Leben nicht absehen kann.

Klar ist allerdings auch: Wir können dem nicht entfliehen, weil sich die Welt in einem stetigen Wandel befindet. Das wusste schon der englische Naturforscher Charles Darwin: "Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel", sagte er vor langer Zeit. Und das trifft heute wohl noch mehr zu als jemals zuvor. In der Gesellschaft, aber vor allem auch in der Wirtschaft setzen sich Neuerungen inzwischen oft schneller durch, als das in der Vergangenheit der Fall war. Innovationen lösen bestehende Geschäftsmodelle ab und bestimmen die Zukunft verschiedenster Branchen.

Das beste Beispiel dafür ist aktuell vermutlich der amerikanische Elektroautobauer Tesla. Das lange belächelte Unternehmen kommt inzwischen sogar auf den höchsten Börsenwert in der Automobilbranche. Der Aufsteiger hat eine sagenhafte Aktienperformance vorzuweisen. Der Kurs ist seit Mitte 2010 in der Spitze von 15,80 auf 887,06 US-Dollar gestiegen. Das heißt, wer 2010 etwa 20 000 Euro investierte, war am 4. Februar 2020 beim bisherigen Höchstkurs locker Millionär.

Aber so gut wie bei Tesla laufen Invest­ments in disruptive Unternehmen nicht immer. Schließlich gibt es an der Börse einfach keine Eierlegende-Wollmilchsau-­Strategie. Aber den Begriff Disruption als reines Modewort abzuqualifizieren, ist ebenfalls unangemessen.

Diesen Schluss legt auch der Blick auf die Rangliste der besten Aktien seit dem Tesla-Börsengang Ende Juni 2010 nahe. Denn zu den Werten, die sich seitdem ebenfalls vervielfachten, zählen bekannte Namen wie Nvidia, Netflix, Amazon oder Spotify, die alle irgendwie von disruptiven Entwicklungen profitieren.

Unzuverlässige Expertenurteile


Es gibt also Indizien dafür, dass sich Wetten auf diese "Game Changer"-Aktien im Schnitt lohnen. Das lässt sich auch aus den Ergebnissen der von M.M. Warburg für 2019 als aussichtsreich ausgewählten Aktien mit disruptivem Charakter ableiten. Denn diese Titel haben sowohl in Europa als auch in den USA den Gesamtmarkt geschlagen.

Laut den Erfahrungen der deutschen Privatbank ergeben sich aus Anlegersicht einige wichtige Beobachtungen. Dazu gehört zunächst einmal vor allem die folgende Grunderkenntnis: Aktien von Unternehmen mit disruptivem Potenzial ausfindig zu machen, sieht rückblickend zwar einfach aus, aber in Wirklichkeit ist es das nicht. Denn in der Realität fällt es sogar Top-Experten selbst in ihrem eigenen angestammten Bereich oft schwer, Trends richtig zu lesen und einzuschätzen. Als Beispiel eignet sich ein Satz des ehemals erfolgreichen IBM-Vorstandschefs Thomas Watson, der einst die Größe des künftigen Weltmarkts auf vielleicht fünf Computer bezifferte. Legendär ist auch die Aussage des früheren Microsoft-Boss Steve Ballmer, der dem iPhone von Apple die Chance auf die Eroberung eines signifikanten Marktanteils absprach.

Fachwissen schützt folglich nicht vor Fehlurteilen. Wobei es bei der Suche nicht nur darum geht, die echten Disruptoren zu identifizieren, die als Vorreiter ein Produkt oder eine Dienstleistung neu auf den Markt bringen. Vielmehr versprechen auch die sogenannten Befähiger und Adaptierer langfristige Kursgewinne. Gemeint sind damit erstens Unternehmen, die bei der Durchsetzung einer Disrup­tion helfen, wie bei Elektroautos die Batteriehersteller. Zweitens geht es um Gesellschaften, die sich der Herausforderung stellen und selbst mitmischen. So antwortete Walt Disney auf das Netflix-Angebot mit einem eigenen Streamingdienst. Außen vor sollten Anleger dagegen Aktien von Verweigerern lassen. Denn wer es nicht schafft, sich durch das Umschalten der geschäftlichen Hebel auf das disruptierte Umfeld einzustellen, der bleibt letztlich auf der Strecke.

Für Anleger, die der traditionell gepredigten Anlagetheorie folgen, ist das Aufspüren von disruptiven Aktien sogar noch schwieriger. Warum das so ist, erklärt der M.M.-Warburg-Anlagechef Christian Jasper­neite: "Wenn bei Aktien das disruptive Potenzial anfängt für den Markt sichtbar zu werden, dann sind diese Aktien nach klassischen Bewertungskriterien schnell sehr teuer und würden möglicher­weise aufgrund branchenuntypisch hoher Bewertungskennzahlen aus dem Raster fallen. Zudem befinden sich solche ­Unternehmen oftmals in einer extremen Expansions- und Investitionsphase, sodass die Verschuldung nicht selten hoch ausfällt." Hinzu kommt eine zumindest im Frühstadium oft schwache Marge, da zunächst alles darangesetzt wird, Markt­anteile zu gewinnen. Als Folge davon fallen solche Titel oft durch das Raster.

Schwarmintelligenz als Auswahlhilfe


M.M. Warburg versucht diesem Manko zu begegnen, indem man weniger auf einzelne Experten oder ein Fachgremium setzt als vielmehr auf Schwarmintelligenz und Mustererkennung. Bei der Aktienvor­auswahl hilft ein Algorithmus, der die Verläufe der Schätzungen verschiedener Kennzahlen (insgesamt zehn, unter anderem Prognosen zu Cashflow, Umsätzen, Gewinnen oder Buchwerten) nach Mustern untersucht, die typisch sind für Unternehmen, die von disruptiven Prozessen profitieren. Ergeben sich beim derart ermittelten Disruptions-Score einer Gesellschaft positive Auffälligkeiten, avanciert ein Titel zu einem potenziell disruptiven Kaufkandidaten.

Die Verantwortlichen bei M.M. Warburg sind von dieser Vorgehensweise so überzeugt, dass sie am 2. März mit einem eigens aufgelegten Fonds, dem Warburg Global Disruptive Equities Fund (WKN: A2H 89C) an den Start gehen. Das mit diesem Produkt verfolgte Ziel lautet, Aktien zu kaufen und zu halten, die von positiven disruptiven Geschäftsprozessen profitieren werden. Das Portfolio besteht jeweils aus 20 Aktien aus den Regionen Europa, Nordamerika und Asien, wobei als Auswahluniversum der Stoxx 1800 Global Index dient. Wer das Konzept interessant findet, kann in diesen Fonds investieren, denn eine Nachbildung dieser Vorgehensweise ist für Privatanleger auf eigene Faust eigentlich kaum umsetzbar.

Bereits praxiserprobt mit recht guten Ergebnissen ist der 2016 aufgelegte CPR Invest Global Disruptive Opportunities Fonds. Auch hier wird in Firmen investiert, die sich entweder aus disruptiven Geschäftsmodellen heraus gründen oder von solchen Modellen profitieren (WKN: A2D HMJ, Performance: ein Jahr 30 Prozent, drei Jahre 47,97 Prozent).

Unsere Disruptionsfavoriten


Wer auf eigene Faust investieren möchte, sollte einfach mit offenen Augen durchs Leben gehen, denn auf disrup­tive Prozesse stoßen wir alle täglich. Wir haben uns für diese Titelstory die aktuellen Mitglieder der Disruptionsindizes von M.M. Warburg angesehen und da­raus sechs Aktien he­rausgefiltert, die uns besonders interessant erscheinen. Den Ausleseprozess überstanden haben am Ende jeweils zwei Titel aus Europa, den USA und Asien. Die Wahl fiel auf diese Werte, weil sie nicht nur disruptive Elemente mitbringen, sondern auch relativ vertretbar bewertet sind. Außerdem können sie alle mit intakten Chartbildern aufwarten. Eine Mischung, die hoffentlich eine positiv disruptive Wirkung auf die Depots unserer Leser hat.

Aristocrat Leisure: Wertvolles geistiges Eigentum

Disruptive Entwicklungen spielen sich laut dem Disruptionsalgorithmus von M.M. Warburg offenbar auch bei Aristocrat Leisure ab. Möglicherweise hat das damit zu tun, dass der australische Spielautoma­ten­­hersteller und Anbieter von Casino­spielen dabei ist, sein Angebot auch verstärkt online und für Mobilgeräte zu offerieren. Zuletzt war die Rede davon, dass man über ein Dutzend neue mobile Videospiele in der Pipeline habe. Im Geschäftsjahr 2018/19 betrug der Umsatz­anteil des digitalen Geschäfts bereits 41 Prozent. Schon jetzt bietet die in rund 300 Glücksspielgerichtsbarkeiten lizenzierte und in mehr als 90 Ländern tätige Gesellschaft eine unübertroffene Mischung aus Produkten und Dienstleistungen an. Nach eigener Einschätzung ist Aristocrat von Haus aus ein Ideenunternehmen. Das soll zum Ausdruck bringen, dass man in allen Bereichen nach Innovationen strebt. Dass hinter diesen Worten mehr steckt als heiße Luft, dokumentieren 1265 Patente, 3099 Marken- und 130 Urheberrechte, die für wertvolles geistiges Eigentum im Firmenverbund sprechen. Dies half auch dabei, bei der Global Gaming Expo 2019 mehrere Auszeichnungen einzuheimsen. Bisher unbeeindruckt vom Coronavirus, der derzeit das Glücks­spielparadies Macau schachmatt setzt, markierte die Aktie zuletzt neue Höchststände. Zu sehen ist das vor dem Hintergrund einer Analystenkonsensschätzung, die den Gewinn je Aktie von 2018 bis 2022 von 1,19 auf 1,90 australische Dollar steigen sieht. Eine Perspektive, die dem Ende 2011 startenden, langfristigen charttechnischen Aufwärtstrend eine Verlängerung verspricht. Zumal bei erfüllten Ergebnisvorgaben steigende Dividenden und Aktienrückkäufe winken.

Biomérieux: Innovationen im Diagnostikbereich

Beim Mitfavoriten Biomérieux handelt es sich um einen führenden Anbieter von In-vitro-Diagnostik. Das heißt, es geht um Produkte zur medizinischen Labor­untersuchung von Proben, die aus dem menschlichen Körper stammen. Das Ziel dabei ist die Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten - ein interessantes Betätigungsfeld. Doch der französische Gesundheitsdienstleister hat mit staatlicher Regulierung zu kämpfen sowie mit großen Konkurrenten wie Roche, Abbott, Becton Dickinson, Thermo Fisher, Danaher und Siemens Healthineers. Um den Anschluss nicht zu verlieren, geht es nun darum, technologisch am Ball zu bleiben. Biomérieux versucht das vor allem durch große Investi­tionen in Forschung und Entwicklung (13,5 Prozent des Umsatzes im Jahr 2018). Zudem unterhält man zur Innovations­förderung ein starkes Netzwerk an ­Kooperationen und Partnerschaften mit Forschungsinstituten. Das Resultat: drei Schlüsseltechnologien für die Diagnose von Infektionskrankheiten und eine ­robuste Innovationspipeline. Die Börse honoriert die zumeist führende Markt­position mit einer Verfünffachung des Kurses seit Ende 2011. Daraus resultiert eine ambitionierte Bewertung, wobei das aber als Lohn für die gute Aufstellung und die Aussicht auf anhaltende Ergebnisverbesserungen zu verstehen ist. Analysten sehen jedenfalls den Gewinn je Aktie ausgehend von 2018 bis 2022 von 2,17 Euro auf 3,33 Euro steigen. Das ist sehr viel­versprechend. Die Aussicht auf eine fürs Erste stetig nach oben gerichtete Geschäftsentwicklung wird laut US-Finanzdienstleister Morningstar durch einen "engen wirtschaftlichen Schutz­graben" untermauert.

D. R. Horton: Auch Hausbauer können disruptiv sein

D. R. Horton ist eines jener Unternehmen, die der Algorithmus aus­spuckt, das man nicht sofort automatisch mit Disruption in Verbindung bringt - steckt dahinter doch ein traditioneller Hausbauer, der in den USA als größter Branchenvertreter gilt. M.M.-Warburg-Anlagechef Christian ­Jasperneite nutzt dieses Beispiel, um die Funktionsweise des hauseigenen Disrup­tionsmodells etwas genauer zu erklären: "Vertriebskonzepte können sich ändern, Bautechniken können sich ändern, Finanzierungskonzepte für Kunden können neu gedacht werden, auch hier ist Disrup­tions­potenzial innerhalb der Branche. Wir denken, es ergibt keinen Sinn, Branchen von vornherein auszuschließen."

Zu D. R. Horton ist beispielsweise erwähnenswert, dass seit vergangenem Jahr im Grundpreis von jedem Haus der Markenfamilie das Smart-Home-System "Home is ConnectedSM" enthalten ist. Dazu gehören unter anderem eine Haus­alarmanlage, ein Hausthermostat, intelligente Schalter, eine Videotürglocke und eine Freisprech­einrichtung. Das Unternehmen scheint jedenfalls einiges richtig zu machen. Zumindest spricht dafür ein auf rund 8,6 Prozent gestiegener Marktanteil bei den abgeschlossenen Verkäufen von Einfamilienhäusern in den USA. Wir hatten den Titel zuletzt in Ausgabe 38/2019 zum Kauf empfohlen. Das damals genannte Kursziel ist zwar überschritten, die Aktie bleibt aber weiterhin interessant. Die Bewertung ist mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-­Verhältnis von nur gut zehn auf Basis der für 2021/22 erwarteten Gewinne nach wie vor vertretbar. Insbesondere auch wenn man bedenkt, dass der Analystenkonsens das Ergebnis in den kommenden fünf ­Jahren im Schnitt um fast 15 Prozent per annum wachsen sieht.

KDDI: 5G-Einführung soll Schub bringen

Die Digitalisierung krempelt das Telekommunikationsgeschäft kräftig um. KDDI ist gewillt, vorne mitzumischen. So plant der zweitgrößte japanische Anbieter von ­Telekomdiensten, im März 2020 sein 5G- Netz in Betrieb zu nehmen. Dabei möchte man zum einen die Datenbeschränkungen aufheben, damit Kunden Features wie 3-D-Content und Dienste rund um virtuelle Realität effektiv nutzen können. Zum anderen soll passender Content geliefert werden, der zum heutigen Lebensstil der Kunden passt. Zur Umsetzung gibt es eine Partnerschaft mit Facebook Japan, bei der es um die Einführung einer virtuellen Einkaufsumgebung für Kunden geht, die das neue schnelle 5G-Netz nutzen. Der Bereich "Internet of Things Worldwide ­Architecture" soll Kunden als eine Geschäftsplattform bei ihrer globalen Expansion helfen. Der Konzern agiert mithilfe des KDDI Open Innovation Fund Nr. 3 auch als Start-up-Investor in Südostasien. Der Fonds hat gerade Kapital in die Firma GTRIIP Global gesteckt, einen Anbieter von biometrischer Authentifizierungstechnologie mit Sitz in Singapur. Das Papier, auf dem der laufende Geschäftsplan bis März 2022 steht, ist zwar geduldig, doch die gut klingenden Vorhaben müssen erst einmal erfolgreich umgesetzt werden. Zuletzt überzeugend ausgefallene Geschäftszahlen signalisieren aber, dass KDDI auf dem richtigen Weg ist. Als Reaktion da­rauf ist der Kurs auf ein neues Rekordhoch vorgerückt. Das heißt, der bisher gültige mittelfristige Seitwärtstrend ist beendet, der langfristige Aufwärtstrend wurde aufgenommen. Mit einem moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut zwölf und einer geschätzten Dividendenrendite von rund 3,3 Prozent macht das den Titel zu einem Kauf.

Marsh & McLennan: Risikomanager ohne Scheu vor Neuerungen

Als Empfehlung für disruptive Eigenschaften eignet sich Marsh & McLennan. Der Industrieversicherungsmakler und Risiko­berater hat zwar traditionsreiche Wurzeln, die bis in das Jahr 1871 zurückreichen, ist deswegen aber noch lange nicht alt­modisch. Zum Konzernverbund gehört vielmehr eine umfassende Digital-, Daten- und Analyseorganisation. Darin fungiert Marsh Digital Labs als Inkubator, der sich auf das Experimentieren mit neuen Technologien und die Entwicklung innovativer Produkte, neuer Geschäftsmodelle und strategischer Engagements konzentriert. Konkret geht es darum, mit künstlicher ­Intelligenz, Blockchain, dem Internet der Dinge und anderen neuen Technologien den Kundennutzen zu steigern. Jüngst hat man beispielsweise die neue Blockchain-­Plattform Risk Exchange mit dem Ziel ­lanciert, die Versicherungsvermittlung zu ­automatisieren. 2019 gelang es dem ­Konzern zum zehnten Mal in Folge, die Geschäfte ohne Berücksichtigung von ­Akquisitionen und Währungseffekten um drei bis fünf Prozent auszubauen. Wobei die operative Marge zuletzt fast 22 Prozent betrug. Das spricht für eine starke Marktstellung und ein breites Dienstleistungsangebot. Gemessen an dem für 2021 erwarteten Ergebnis je Aktie ergibt sich ein geschätztes Kurs-Gewinn-­Verhältnis von rund 13. Das scheint vertretbar angesichts der von Analysten in den nächsten fünf Jahren im Schnitt erwarteten Gewinn­steigerung von zehn Prozent per annum. Der stetig ansteigende Kurs hat sich seit März 2009 mehr als verzehnfacht. Frisch markierte Bestmarken sprechen angesichts eines dadurch als intakt untermauerten Aufwärtstrends dafür, dass sich die seit Jahren anhaltende Rekordjagd auch weiterhin fortsetzen kann.

Wirecard: Kein Zweifel am innovativen Potenzial

Die von der "Financial Times" erhobenen Vorwürfe der Bilanztrickserei haben die lange so erfolgreiche Börsenstory von Wirecard ausgebremst. Die leidige Angelegenheit ändert aber nichts am disrup­tiven Potenzial des deutschen Bezahldienstleisters. In der Selbsteinschätzung bezeichnet Wirecard jedenfalls Innovation als integralen Firmenbestandteil. Wobei das auch unabdingbar ist, geht der Vorstand doch davon aus, dass alles, was man heute macht, in zehn Jahren kein Geld mehr bringt. Als Belege für die These, zu den Innovationstreibern bei Payment- und Banktechnologien zu zählen, verweist man auf die Angebote: von der ersten virtuellen Kreditkarte über ­Lösungen wie Supplier and Commission Payments bis hin zur Bezahl-App Boon. Aktuelle Innovationsprojekte sind der auf dem Internet der Dinge basierende intelligente Verkaufsautomat Butik-Vitrine, der Technologien vereint, die für ein automatisiertes Einkaufserlebnis nötig sind: Gesichtserkennung, die automatische Erstellung von Warenkörben und ein Bezahlvorgang im Hintergrund. Erwähnenswert ist auch die Initiative Finance.me, mit der Verbraucher Produkte in weniger als fünf Minuten vollständig digital finanzieren können - per Smartphone, an einem Self-Service-Automaten oder über ein ­intelligentes POS-Terminal. Analysten scheinen der Gesellschaft ebenfalls viel disruptive Kraft zuzubilligen. Denn ohne diese dürfte die Konsensprognose zum Gewinn je Aktie kaum von 2018 bis 2023 einen Anstieg von 2,81 Euro auf 13,58 Euro ausweisen. Geht die Rechnung auf, sollte bereits ein Erreichen dieser Zielvorgabe nachhaltige Kursgewinne bringen. Zumindest dann, wenn sich die erwähnten Bilanzierungsvorwürfe als haltlos erweisen.