Asset-Manager erleben bewegte Zeiten. Die Anlagesummen wachsen und wachsen, die Finanzaufsicht geht gegen Greenwashing vor, und Übernahmen bleiben ein Thema.

Grundsätzlich könnten die Zeiten für Vermögensverwalter kaum besser sein. Die anhaltend niedrigen Zinsen, der Boom bei ESG-konformen Investments, die besondere Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsstandards erfüllen müssen, und nun auch die steigende Inflation treiben ihnen die Anleger zu.

Nach dem Einbruch der Aktienmärkte im März 2020 infolge des Corona-Schocks haben Aktien eine beeindruckende Performance hingelegt. Allein der DAX hat sich seit dem damaligen Tief um mehr als 60 Prozent verbessert. Das lockt Anleger, die zudem aufgrund der Pandemie-Restriktionen weniger Geld als gewöhnlich für Urlaubsreisen oder Restaurant- und Konzertbesuche ausgegeben haben und das Gesparte nun in die Geldanlage stecken können. Auch der Blick auf die steigenden Aktienkurse der börsennotierten Asset-Manager belegt den Rückenwind, den die Branche erlebt.

Bei Anlegern heiß begehrt sind sogenannte passive Produkte, die einen Index nachbilden. Weil sie ohne aktives Fondsmanagement auskommen, sind die Gebühren deutlich geringer als bei Fonds, die eine aktive Investitionsauswahl treffen. Die Blackrock-Tochter iShares, die ausschließlich passive Produkte vermarktet, verbuchte allein im zweiten Quartal 2021 Nettozuflüsse von gut 75 Milliarden Dollar. Damit stieg das verwaltete Vermögen im ETF-Bereich auf mehr als drei Billionen Dollar.

Riese mit Wachstumspotenzial

Der größte Vermögensverwalter der Welt hat, aktive und passive Anlagen zusammengenommen, mittlerweile die stolze Summe von knapp 9,5 Billionen Dollar Assets under Management (AuM). Vor einem Jahr waren es noch 7,3 Milliarden. Allein im zweiten Quartal verdiente Blackrock unter dem Strich fast 1,4 Milliarden Dollar. Die deutlich gestiegenen AuM treiben aufgrund der entsprechend zunehmenden Managementgebühren die künftigen Einnahmen weiter nach oben.

Trotz der gigantisch anmutenden Summe des verwalteten Vermögens besitzt das Unternehmen für den Blackrock-Chef Larry Fink noch immer erhebliches Wachstumspotenzial. Denn so gewaltig sich fast zehn Billionen auch anhören, sie entsprechen nur etwa zehn Prozent des in der gesamten Branche verwalteten Vermögens. Eine Studie der Boston Consulting Group kommt zu dem Ergebnis, dass die Asset-Management-Industrie bis zum Jahresende 2020 um elf Prozent auf zusammengenommen 103 Billionen Dollar gewachsen ist. Davon haben die Portfolios von Privatkunden einen Anteil von etwa 41 Prozent. Auch die Mittelzuflüsse des vergangenen Jahres gingen zum größten Teil auf private Anleger zurück.

Große Chancen bieten sich Blackrock in China, wo die neue Mittelschicht die Entwicklung vom Konsumenten zum Anleger vollzieht. Die Amerikaner besitzen seit Kurzem die Genehmigung, als eigenständige Fondsgesellschaft im Land tätig zu werden und ihre Produkte zu verkaufen.

DWS unter Verdacht

Auch für die Fondstochter der Deutschen Bank DWS, an der das Geldhaus rund 80 Prozent der Anteile hält, lief es bis vor wenigen Wochen prächtig. Im zweiten Quartal flossen dem Unternehmen Kundengelder in Höhe von 19,7 Milliarden Euro zu, deutlich mehr, als Experten erwartet hatten. Für das Gesamtjahr gab sich die DWS zuversichtlich und rechnete aufgrund von starken Nettozuflüssen und des gegenwärtigen Marktumfelds mit höheren Umsätzen als im Vorjahr.

Dann aber geriet die DWS unter Verdacht, dass viele ihrer als nachhaltig etikettierten ESG-Anlagen nicht so nachhaltig seien, wie sie der Asset-Manager bewirbt. Die DWS betreibe Greenwashing. Das jedenfalls behauptete ausgerechnet die ehemalige Nachhaltigkeitschefin der DWS, Desirée Fixler. Der Aktienkurs ging daraufhin auf Talfahrt und hat sich seitdem nicht erholt. Mittlerweile untersuchen sowohl die US-Börsenaufsicht SEC als auch die deutsche Bafin den Fall. Die Deutsche-Bank-Tochter weist die Vorwürfe zurück und will sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern.

Ein grundsätzliches Problem bei ESG-Anlagen ist, dass es bislang keine verbindlichen, allgemein anerkannten Standards gibt, was genau als nachhaltige Anlage gilt und was nicht. Daher bleibt auch der Vorwurf des Green- washing nebulös und unbestimmt. DWS-Chef Asoka Wöhrmann hat nach einer Phase der Konsolidierung nach dem Börsengang 2018 vor allem Wachstum auf die Agenda gesetzt. Das Unternehmen will in Bereichen zulegen, in denen die DWS sich schon stark wähnt, aber noch stärker sein könnte, etwa bei thematischen Aktienfonds, ETFs, alternativen Anlageklassen und eben bei nachhaltigen Investmentfonds - das Thema ist direkt beim CEO angesiedelt. Und auch die DWS will in Asien wachsen und sucht vermehrt nach strategischen Partnern.

Die Branche steht trotz des positiven Umfelds unter Preisdruck. Das macht Zusammenschlüsse interessant. So berichtete das "Wall Street Journal" von Fusionsgesprächen zwischen dem Vermögensverwalter Invesco und dem Fondsgeschäft von State Street. Zusammengenommen verwalten beide ein Vermögen von 5,4 Billionen Dollar. Der mögliche neue Asset-Management-Riese läge damit noch immer deutlich hinter den Branchenführern Blackrock und Vanguard Group.
 


INVESTOR-INFO

Blackrock

Auf Wachstumskurs

Der Bekanntheitsgrad des Marktführers, weltweite Aktivitäten und besondere Chancen in China sprechen für die Aktie. Neben Gebühren für Beratung und Wertpapierverwaltung profitiert Blackrock von erfolgsabhängigen Zahlungen und Einnahmen für technische Dienstleistungen, wozu auch die Nutzung der Computerplattform Aladdin für Informationsverarbeitung, Risikomanagement und Organisation im Asset-Management zählt. Ein Kauf.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 875,00 Euro
Stoppkurs: 570,00 Euro

DWS

Verdacht belastet

Die Deutsche-Bank-Tochter hat in den vergangenen Quartalen verlässlich gute Zahlen geliefert. Der Zufluss an Kundengeldern lag deutlich über den Erwartungen und versprach entsprechend steigende Einnahmen. Nun bleibt abzuwarten, wie die Kunden auf die Vorwürfe des Greenwashing reagieren und wie die Untersuchungen von SEC und Bafin ausfallen. Anlegern bietet der Kursrutsch die Chance zum Einstieg, allerdings mit zumindest kurzfristigen Risiken.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 45,00 Euro
Stoppkurs: 29,00 Euro

Invesco

Fusion offen

Die Aktie von Invesco reagierte mit einem Kurssprung, nachdem Gerüchte über die Fusion mit State Street öffentlich wurden. Der entstehende Vermögensverwalter hätte großes Synergiepotenzial. In den vergangenen Jahren hat Invesco bereits Oppenheimer Funds und das ETF-Geschäft von Guggenheim Partners übernommen. Der Chart sieht wenig verlockend aus, und es ist offen, ob es zu einem Zusammenschluss kommt und zu welchem Preis. Halten.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 22,50 Euro
Stoppkurs: 15,90 Euro