Ihre wichtigste Lehre?
Dass alles Zeit braucht. Den Traum, plötzlich reich zu werden, darf man nicht haben. Wer Glück hat, verdient damit Geld. Steuerlich besteht der Vorteil darin, dass in Deutschland auf diese Gewinne keine Steuern erhoben werden, aber die Verluste kann man eben auch nicht abschreiben - es hat also immer zwei Seiten.
Der Umgang mit Niederlagen gehört also im Geschäftsleben dazu?
Die deutsche Kultur ist leider noch nicht so, dass auch mal was floppen darf, man mal eine Insolvenz hinlegt, sich schüttelt und wieder aufsteht. Dabei macht einen diese Erfahrung ja nur stark.
Was begeistert Sie an Start-ups?
Dass man mit der Jugend zusammenarbeitet und dadurch jung bleibt. Viele Start-ups schätzen es, von älteren Menschen zu lernen. Natürlich kann ich aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen und eine Vielzahl an Fragen beantworten. Ich bin dankbar, dass ich meine Erfahrung weitergeben darf. Und wenn ich als Mentorin agiere und nicht selbst investiert bin, ist das Wichtigste, was ich für alle tun kann, zuhören. Da darf alles gefragt werden. Keine Frage ist dumm.
Sind Gründer dankbar für Antworten?
Dankbarkeit darf man nie erwarten. Gründer sind - verständlicherweise - primär an dem zu investierenden Geld interessiert und wollen ansonsten eigentlich in Ruhe gelassen werden. Wenn ich aber investiere, lasse ich sie nicht in Ruhe. Als Investor habe ich das Recht, alles zu wissen.
Welches sind die wichtigsten Fragen, die Sie Gründern stellen?
Wie stellt ihr eine Finanzplanung auf, die wirklich realistisch ist? Wie wollt ihr wachsen, wo akquiriert ihr Mitarbeiter und bekommt wirklich gute Leute? Was ich bitter gelernt habe, ist, Freundschaft und Geschäft auseinanderzuhalten. Auch von einer 50/50-Verteilung kann ich nur abraten, weil niemand finale Entscheidungsgewalt hat.
Welche Branchen bieten sich besonders für (Erst-)Investoren an?
Suchen Sie sich etwas, wovon Sie Ahnung oder wo Sie Kontakte haben. Man muss verstehen, was ein Start-up macht - außer man beteiligt sich in Fonds. Was aber auch eine gute Möglichkeit ist, wenn man investieren, aber sich nicht selbst kümmern will.
Man ist selten allein beteiligt. Muss man sich mit Co-Investoren gut verstehen?
Wichtiger ist es, sich zu ergänzen! Wenn alle dieselben Kompetenzen vorweisen, fehlt der Ausgleich. Hilfreich ist auch, an einem Strang zu ziehen. Ebenso unerlässlich ist ein gutes Vertragswerk, in dem etwa das Vorkaufsrecht für die anderen geregelt ist, jemand also erst den Mitgesellschaftern seine Anteile anbietet, wenn mal einer früher raus will, weil er gerade das Geld braucht.
Mit wie vielen Leuten stimmen Sie sich ab, ob Sie investieren?
Das entscheide ich ganz allein. Da kann ich keinem anderen Vorwürfe machen.
Haben Sie ein Wunsch-Start-up?
Ja, auch wenn ich mir damit viele Feinde machen würde, ein Start-up gegen den Onlinehandel, bei dem etwa Fahrradkuriere die Ware bringen. Dieser ganze Versand und Umtausch ist für die Umwelt eine Katastrophe: Ich würde die kleinen Geschäfte wiederaufleben lassen.
INTERVIEW: SVENJA LASSEN
primeCROWD ist eines der größten Startup-Investoren-Netzwerke im DACH-Raum und umfasst über 1.000 Investoren, inklusive Inkubatoren, Acceleratoren, VC‘s und Family Offices. Das Unternehmen agiert als Schnittstelle zwischen Startups und Kapitalgebern, vermittelt Investments für Frühphasen- und Wachstumsfinanzierungen und begleitet Startups während des gesamten Investitionsprozesses und darüber hinaus. Im Gegensatz zu Crowdfunding-Plattformen finanzieren sich Startups in Form von Eigenkapitalbeteiligungen. Investoren können ihr Portfolio um eine neue Assetklasse erweitern. Seit der Gründung 2015 wurden 18 Startups mit Kapital ausgestattet und betreut sowie Investments in der Höhe von EUR 8 Mio. vermittelt. Die Finanzierungsvolumina liegen zwischen EUR 100.000 und EUR 1.500.000, wobei Anleger ab einer Summe von EUR 10.000 einsteigen können. Mitglieder haben außerdem die Möglichkeit, die Gründer der Startups und andere Investoren aus dem Netzwerk persönlich kennenzulernen. Weitere Informationen unter: www.prime-crowd.com