Die USA verlassen das Klimaabkommen von Paris mit Wirkung zum November 2020. Präsident Donald Trump will die Bedingungen für die USA neu verhandeln oder aber bei der Übereinkunft, die fast alle Länder der Erde unterzeichnet haben, außen vor bleiben.

Trumps Ankündigung stieß international auf heftige Kritik. Neuverhandlungen erteilte die Staatengemeinschaft eine Absage. Als größte Gefahr sehen Beobachter einen Ansteckungseffekt: "Es besteht das Risiko, dass einzelne Nationen dem Rückzug der USA nacheifern und Punkte des Abkommens infrage stellen oder sich gar auch zurückziehen", sagt Markus Güntner, Nachhaltigkeitsexperte beim Vermögensverwalter Swisscanto.

Noch stehen Europa, China und Indien zusammen. Allerdings müssen bereits Ende 2018 die Unterzeichner ihre erreichten Emissionseinsparungen belegen und gleichzeitig ein neues Selbstverpflichtungsziel benennen. Und dann könnten einzelne Nationen ausscheren. China beginnt 2020 einen neuen Fünfjahresplan, der womöglich weniger auf erneuerbare Energien setzt als der aktuelle, wenn die USA ihre ablehnende Linie beibehalten. Auch die Einigkeit der EU-Mitglieder würde auf eine harte Probe gestellt.

Auswirkungen unklar



Zunächst dürfte der Entschluss weltweit für Unsicherheit bei Unternehmen und Investoren sorgen, da nicht wirklich klar ist, welche Auswirkungen er nach sich ziehen wird. Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie, erklärte es zu einem "ziemlichen Problem" für Autobauer, wenn in unterschiedlichen US-Bundesstaaten unterschiedliche Rechtsvorschriften gelten - nämlich die zukünftig von Trump aufgeweichten nationalen und die weit strengeren kalifornischen Standards. Doch die Situation ist nicht neu. Hersteller, die Autos in den USA verkaufen, sind dies seit vielen Jahren gewohnt.

Es ist juristisch unwahrscheinlich, dass Trump dem Bundesstaat Kalifornien das Recht auf eigene Regeln nehmen kann.

Die Luftfahrtbranche als weiterer großer CO2-Emittent war ohnehin weitestgehend vom Pariser Klimaabkommen ausgenommen. Der Bereich Energie ist in unterschiedlichem Maß betroffen. "Ich denke, dass das schon ein Schock für den Sektor der erneuerbaren Energien ist", sagt Reimund Schwarze, Umweltökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Dass Trump die Kohleindustrie wiederbeleben könnte, daran glaubt kaum ein Experte.

Die großen Ölkonzerne wiederum hatten sich zuletzt für einen Verbleib im Klimaabkommen ausgesprochen. Es bietet ihnen Planungssicherheit, bei vielen Unternehmen sind die Umstrukturierungen hin zu weniger kohlenstoffintensiven Geschäftszweigen wie Gas bereits weit gediehen. Andererseits profitieren sie natürlich von lascheren US-Umweltvorschriften.

Für Verunsicherung dürfte der Schritt auch bei institutionellen Investoren sorgen. Viele hatten in den vergangenen Monaten den Bereich nachhaltige Investments deutlich ausgebaut. Das Anleihesegment für sogenannte Green Bonds, mit denen Klimaschutzprojekte finanziert werden, ist rasant gewachsen. Beim G 20-Gipfel im Juli sollte auch über eine Vereinheitlichung der Standards, etwa wie Klimarisiken dokumentiert werden müssen, verhandelt werden. "Das könnte sich nun verzögern", sagt Schwarze. Es bleibt abzuwarten, ob die Dynamik ins Stocken gerät, mit der Pensionskassen, Stiftungen, Staatsfonds und Investmentbanken zuletzt Unternehmen zur Einhaltung umweltbezogener Kriterien drängten.