Dr. Jens Ehrhardt: US-Aktien zu teuer - wo der Investmentprofi noch Gewinnchancen sieht
· Börse Online Redaktion"Ich bin zwar nicht mehr so optimistisch wie vor einem Jahr, denke aber, dass die Kurse nach den Verlusten zuletzt am Ende 2018 etwas höher liegen als heute", prognostizierte Ehrhardt, der am vergangenen Samstag seinen 76. Geburtstag feierte. Seine 49jährige Erfahrung lehre ihn, dass Trends wie die Börsenrally der vergangenen Jahre meist länger anhalten würden als viele Anleger erwarteten. Aber auch das weltwirtschaftliche Wachstum und die geldpolitischen Unterstützung durch die Notenbanken hielten an, selbst wenn weitere Zinserhöhungen in den USA anstehen würden.
"Die Fed wird aber nicht wie zwischen 2004 und 2006 17 Mal an der Zinsschraube drehen." Dafür sei der Inflationsdruck zu gering und der wirtschaftliche Aufschwung in den Vereinigten Staaten nicht so stark ausgeprägt wie in der Vergangenheit. Entsprechend vorsichtig dürfte die Fed daher agieren, aber auch die EZB dürfte nicht allzu stark auf die Bremse treten.
Kritisch sieht Ehrhardt dagegen die Bewertungen von US-Aktien. So seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der US-Werte vergleichsweise hoch. Dies gelte insbesondere für die Technologiekonzerne, auch wenn diese ein starkes Wachstum aufweisen würden. Für europäische speziell aber deutsche Aktien spreche dagegen, dass deren Bewertungen im historischen Vergleich noch nicht so hoch seien und die Dividendenrenditen weiter deutlich über den Realzinsen liegen.
Zu Ehrhardts großen Favoriten in diesem Jahr zählen japanische Titel. Diese seien "so günstig bewertet wie seit Jahrzehnten nicht mehr", betonte der Vermögensverwalter. Japanische Bank-und Eisenbahnaktien seien - besonders längerfristig - aussichtsreich. Zudem bietet der Yen Aufwertungspotential.
Zu den Gefahren für die Börsen gehören für Ehrhardt neben Trumps Handelspolitik auch die Folgen der Italien-Wahl. "Sollte es zu einem Referendum über einen EU-Austritt kommen, wären meine Börsenprognosen hinfällig." Rückschläge sollten Anleger aber nutzen, um gezielt zuzukaufen.
Der Vermögensverwalter rät weiterhin, sich Gold als Krisenversicherung ins Portfolio zu holen. "Der Preis wird zwar erst einmal nicht durch die Decke gehen, aber auf Sicht von fünf Jahren dürfte das Edelmetall ein gutes Investment sein. Insbesondere die Käufe des gelben Edelmetalls in Asien würden auch in Zukunft weiter zulegen, so Ehrhardt.