"Die Entscheidung zielt darauf ab, die erhöhten Risiken einer Rubelabwertung und einer Inflation wesentlich zu begrenzen", hieß es zur Begründung. Am Devisenmarkt legte der Rubel zum Dollar daraufhin kräftig zu, nachdem er am Montag auf den tiefsten Stand aller Zeiten abgesackt war. "Das war definit ein Schritt in die richtige Richtung", sagte der Finanzexperte Jorge Mariscal von UBS Wealth Management. "Das zeigt, dass sie ernsthaft besorgt sind, mit welcher Geschwindigkeit der Rubel nachgibt."
Die Talfahrt der russischen Währung hatte sich am Montag aus Furcht vor einer Verschärfung von Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise und wegen des weiteren Ölpreis-Verfalls beschleunigt. Zeitweise mussten 67 Rubel für einen Dollar gezahlt werden. Am Dienstagmorgen, nach der Zinsanhebung der Notenbank, waren es nur noch rund 60 Rubel. Am Aktienmarkt ging es vorübergehend bergauf, der RTS Index stieg zunächst um knapp drei Prozent, lag am Morgen aber nur knapp im Plus. Seit Juni hat der Index fast 40 Prozent an Wert eingebüßt.
Die Zentralbank stellt den Banken zudem künftig mehr Devisen bereit. Das Limit für den Zeitraum von 28 Tagen wurde von 1,5 auf fünf Milliarden Dollar erhöht.
Der Ausblick für Russlands Wirtschaft hat sich seit dem Sommer merklich eingetrübt. Die Notenbank in Moskau schätzt, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen dürfte, wenn der Ölpreis im Schnitt bei 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) liegt. Auf diesem Niveau hatte sich der Preis bereits in den vergangenen Tagen bewegt.
Den russischen Präsidenten Wladimir Putin stellt die Entwicklung vor große Herausforderungen. Seine Popularität beruht nicht zuletzt auf dem Versprechen von Stabilität und Wohlstand.
Die bisherigen Strafmaßnahmen des Westens schlagen aber stark auf die russische Wirtschaft durch. Die Konjunktur ist eingebrochen. Investoren ziehen Milliarden Dollar ab. Russische Firmen haben nur noch beschränkten Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Zudem macht Russland der um bald 50 Prozent eingebrochene Ölpreis schwer zu schaffen: Die Wirtschaft des Landes ist stark von Öl- und Gasexporten abhängig.
In den USA gibt es zudem Bestrebungen, die Strafmaßnahmen gegen Russland noch zu verschärfen. Nach den Plänen des US-Kongresses sollen neue Sanktionen russische Rüstungsfirmen und ausländische Investoren in der russischen Ölindustrie treffen. Der Gesetzentwurf liegt bei US-Präsident Barack Obama, ohne dessen Unterschrift das Vorhaben nicht in Kraft treten kann. Obama hatte sich zuletzt vor Wirtschaftsvertretern aber zurückhaltend geäußert. Der Westen wirft Russland vor, die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine auch militärisch zu unterstützen und das Land destabilisieren zu wollen. Russland weist die Kritik zurück. Zudem erkennt der Westen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland nicht an.
Reuters