In ihrem Frühjahrsgutachten revidieren die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihren Ausblick für 2022 deutlich nach unten. Die Erholung von der Corona-Krise wird infolge des Krieges in der Ukraine gedämpft, behält aber die Oberhand. Die Institute erwarten für 2022 und 2023 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 2,7 beziehungsweise 3,1 Prozent.
"Der Erholungsprozess der deutschen Wirtschaft verzögert sich abermals. Das Konjunkturbild ist geprägt durch gegenläufige konjunkturelle Strömungen, die allesamt preistreibend wirken", sagt Stefan Kooths, Vizepräsident und Konjunkturchef des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel). "Der Wegfall der Pandemiebeschränkungen sorgt für konjunkturellen Auftrieb. Dämpfend wirken die Nachwehen der Corona-Krise, weil Lieferketten immer noch unter Stress stehen. Die Schockwellen durch den Krieg in der Ukraine belasten die Konjunktur sowohl angebots- wie nachfrageseitig. Schon die staatlichen Hilfspakete während der Pandemie haben preistreibend gewirkt. Die Verteuerung wichtiger Energierohstoffe nach dem russischen Überfall fachen den Preisauftrieb weiter an."
Für das laufende Jahr rechnen die Institute mit einer Inflationsrate von 6,1 Prozent, dem höchsten Wert seit 40 Jahren. Auch im kommenden Jahr dürfte die Rate mit 2,8 Prozent laut der Gemeinschaftsprognose deutlich über dem Durchschnitt seit der Wiedervereinigung liegen.
Die Wirtschaftsexperten weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Vorhersagen vor allem davon abhängen, ob es zu einem Gasstopp aus Russland kommt. Für diesen Fall rechnen die Experten mit einer Inflation von 7,3 Prozent bis Jahresende und einer wirtschaftlichen Rezession.
fp