Auch vom Treffen der US-Währungshüter in der Folgewoche ließ sich das Währungspaar nicht nachhaltig beeindrucken. Dies hat sich mittlerweile geändert. Seit gut einer Woche kennt Euro-Dollar eigentlich nur noch eine Richtung - abwärts. Dabei ließ die Gemeinschaftswährung nicht nur mühelos die Marke von 1,1000 USD hinter sich, sondern rutschte gestern zudem auch unter die Schwelle von 1,0900 USD. Mehr als eine Stabilisierung auf diesem Niveau zeichnet sich aktuell nicht ab.
Während bei den politischen Unwägbarkeiten für den Euro, vor allem Italiens Schuldenberg, dem Brexit sowie dem US-chinesischen Handelsstreit, zuletzt eher Erleichterung aufkam, sorgte die EWU-Konjunkturseite für Unmut. Die Stimmungsindikatoren präsentieren sich gerade in Deutschland in anhaltend schlechter Verfassung, die bis vor einigen Wochen marktseitig noch erwartete moderate Erholung scheint auszubleiben. Dies schürt Erwartungen zugunsten weiterer expansiver, geldpolitischer Maßnahmen vonseiten der Europäischen Zentralbank. Hinzu kommt der Streit innerhalb des EZB-Rats, der offensichtlich für eine gewisse Verunsicherung unter den Devisenmarktteilnehmern gut ist.
Nun ist zwar sicherlich auch in den USA nicht (mehr) alles Gold, was glänzt. Allerdings ist das fundamentale Umfeld weiterhin als robust zu bezeichnen. Hinzu kommt, dass der Fed weiterhin zugetraut wird, im Bedarfsfall über den Handlungsspielraum und die Einflussmöglichkeiten zu verfügen, um der US-Konjunktur spürbar unter die Arme zu greifen. US-Präsident Trump mag ebenso wie das ihm drohende Amtsenthebungsverfahren ein politisches Risiko darstellen. Dem Dollar ist dies aber herzlich egal - wohl nicht zuletzt, da ein vorzeitiges Ende der Präsidentschaft Trumps aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im US-Senat als unwahrscheinlich gilt.
Solange diese Gemengelage anhält, dürfte es der Euro schwer haben, gegenüber dem US-Dollar nachhaltig Boden gutzumachen. Die Gemeinschaftswährung benötigt Rückenwind vonseiten der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sei es eine Aufhellung diesseits oder eine Eintrübung jenseits des Atlantiks. Zumindest kurzfristig sollte der US-Dollar folglich am Drücker bleiben.
Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.