Die Frist der EU-Kommission für die Einreichung des Haushaltsentwurfs für das Jahr 2020 (bis Mitte Oktober) ist unter dieser Voraussetzung wohl kaum noch einzuhalten. Für die konjunkturelle Entwicklung sehen wir aber vorerst keine spürbaren Auswirkungen. Zwar hat sich das Wirtschaftswachstum im Frühjahr mit 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal etwas abgeschwächt. Dahinter steht vor allem ein grundsätzlich schwächeres Wachstumsumfeld, dem sich auch die spanische Wirtschaft nicht gänzlich entziehen kann. Die grundsätzliche Aufwärtsdynamik sehen wir jedoch weiterhin intakt. Insbesondere der Binnenkonsum dürfte auch in den kommenden Quartalen eine wichtige Unterstützung bleiben. Das liegt unter anderem an der kräftigen Erholung am Arbeitsmarkt und der kräftigen Erhöhung des Mindestlohnes zu Jahresbeginn, die den Lohndurchschnitt spürbar angehoben hat. Zudem blieben auch die Zahlen der Bauinvestitionen bis zuletzt erfreulich.
Dennoch dürfte es auch im dritten Quartal einen weiteren Wachstumsdämpfer geben. Allerdings ist auch hier weniger die politische Lähmung der Grund für die wirtschaftliche Abkühlung. Vielmehr dürften die heftigen Unwetter im September - der sogenannte "Gota fría" - für Wachstumseinbußen sorgen. Der Sturm hat großflächige Verwüstungen insbesondere in den Küstenregionen zwischen Valencia im Osten Spaniens und Almeria im Süden hinterlassen. Folglich dürften wohl vor allem die Bereiche Tourismus und Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden.
Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.