Wenn die Währungshüter am Mittwoch nächster Woche zum letzten Mal unter seiner Leitung zum Zinsentscheid zusammenkommen, können sie der wieder erstarkten US-Wirtschaft voraussichtlich zum zweiten Mal in Folge Milliardenhilfen entziehen. Krisenmanager Bernanke, der die Fed-Bilanz über Jahre mit enormen Geldspritzen auf fast vier Billionen Dollar aufgebläht hat, lässt die Notenpresse zum Ende seiner Amtszeit also langsamer rotieren. Denn der konjunkturelle Aufschwung ist da. Mittlerweile haben sich die Anhänger einer strikt an Preisstabilität orientierten Geldpolitik - sogenannte Falken - mit Forderungen nach weniger Konjunkturhilfen durchgesetzt: "Ich denke, die Falken haben diese Schlacht in der Fed gewonnen", meint John Silvia, Chefökonom bei der Großbank Wells Fargo.

Auch wenn mit Janet Yellen eine Taube - also eine Anhängerin konjunkturstimulierender Geldpolitik - im Februar die Fed-Führung übernimmt, wird sich daran wohl nichts ändern. Sie rechnet damit, dass dieses Jahr beim Wirtschaftswachstum eine Drei vor dem Komma steht und die US-Konjunktur somit wieder richtig auf Touren kommt. Die Notenbank hat daher im Dezember den ersten entscheidenden Schritt zum Drosseln ihrer Geldspritzen gewagt und will sie bis zum Jahresende 2014 ganz absetzen. Obwohl der Arbeitsmarkt im Sog der arktischen Kältewelle in den USA zuletzt einen Dämpfer erhielt, dürfte die Fed nach Einschätzung vieler Experten die Dosis nun wohl um weitere zehn Milliarden auf 65 Milliarden Dollar verringern.

BERNANKE HAT DEN TAKT VORGEGEBEN

Mit dem geringeren Volumen der Ankäufe von Anleihen und Hypothekenpapieren gibt Bernanke den Takt vor, an dem sich auch Yellen künftig orientieren dürfte. Somit markiert die zweitägige Zinssitzung am 28. und 29. Januar keine Zäsur: Die Fed ist auf Kurs, ihre Geldpolitik schrittweise zu normalisieren, wobei sie stets mit einem Auge auf die Reaktion der Märkte schielt. Denn mit der von Bernanke ausgelösten Geldflut hat die Fed die Börsen weltweit auf immer neue Höchststände katapultiert - manche fürchten deswegen nun einen Crash.

Da es aber nach der Entscheidung zur Abkehr von der Politik des ultra-billigen Geldes im Dezember zu keinen Verwerfungen kam, sieht sich die Fed in ihrer Kommunikation bestätigt. Quasi als Trostpflaster hatte sie den Märkten signalisiert, dass sie ihre seit Dezember 2008 betriebene Nullzinspolitik auch dann noch geraume Zeit fortsetzen wird, wenn die Arbeitslosenquote auf die angestrebte Marke von 6,5 Prozent gesunken ist. Sie liegt bereits bei 6,7 Prozent und nähert sich damit dem Niveau vor der weltweiten Finanzkrise an. Die Märkte rechen damit, dass sich die Fed frühestens im April 2015 zu einer Zinserhöhung entschließen wird.

Die lange Phase der niedrigen Zinsen und die von Bernanke eingeführten unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen könnten aber nach dem Ende der Krise noch böse Folgen haben, warnt Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. "Der seit geraumer Zeit negative reale Leitzins und die enorme Ausdehnung des Wertpapier-Bestandes der Fed könnten zu beträchtlichen Verzerrungen an den Finanzmärkten oder zur Bildung neuer Blasen führen." Die gegenwärtige Geldpolitik sei trotz der Drosselung der Geldspritzen so weit vom "Normalzustand" entfernt, dass die Umkehr die Gefahr eines scharfen Einbruchs des Anleihe-Marktes berge. Nicht zuletzt drohten bei einem abrupten Kurswechsel der US-Geldpolitik Turbulenzen in den Schwellenländern. Hier haben Investoren einen Teil der von der Fed geschaffenen Kapitalströme hingelenkt - in der Hoffnung auf eine höhere Rendite. Das Geld könnte nun in Massen abgezogen werden.

Reuters