Schnell noch rein? Oder doch besser raus jetzt aus Aktien? Om! Wer lieber entspannt an den Kapitalmärkten unterwegs sein will, sollte sich am besten nach einer ausgewogenen Geldanlage umsehen.
Diese bieten Misch- oder Multi-Asset- Fonds, indem sie das Vermögen über mehrere Anlageklassen diversifizieren. Ein aktives Portfoliomanagement soll dafür sorgen, dass langfristig eine positive Rendite bei vermindertem Risiko erwirtschaftet wird. Wie gut das funktioniert, ließ sich im vorigen Jahr so gut beobachten wie kaum jemals zuvor.
Denn die Corona-Krise sorgte im ersten Quartal für einen gewaltigen Markteinbruch, dem drei Quartale mit steigenden Kursen folgten. Es zeigte sich, was das Versprechen vieler Misch-, Multi-Asset- und vermögensverwaltender Fonds wert war, Verluste zu begrenzen, ohne auf die Chancen eines Aufschwungs zu verzichten.
Alles in allem schlug sich die Gruppe der Mixportfolios recht ordentlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Research-Hauses MMD Analyse & Advisory. In den von MMD beobachteten Kategorien Defensiv, Ausgewogen, Offensiv und Flexibel verzeichneten 2020 etwa 70 Prozent aller Fonds mit einem Volumen über zehn Millionen Euro ein positives Ergebnis.
Die meisten Portfolios erreichten dies mit einem vergleichsweise niedrigen maximalen Verlust (Fachbegriff Maximum Drawdown). Zwar gab es in der offensiven und der flexiblen Kategorie insgesamt acht Produkte, die schlechter abschnitten als der weltweite Aktienindex MSCI World, der einen maximalen Verlust von 33,7 Prozent verzeichnete. Doch bezogen auf die Gesamtzahl der untersuchten Portfolios (200 in der offensiven und 220 in der flexiblen Kategorie) entspricht das einem Anteil von weniger als einem Prozent.
Die Chancen stehen demnach nicht schlecht, einen Mischfonds zu erwischen, der das Geld tatsächlich vermehrt und die Nerven nicht übermäßig strapaziert. Ganz besonders, wenn man auf die Portfolios setzt, die €uro am Sonntag aus seiner umfangreichen Fondsstatistik herausgefiltert hat.
Vernunft und Emotionen
Die Redaktion hat speziell die Kategorie "Mischfonds Aktien und Anleihen" unter die Lupe genommen. In ihr sind Fonds vertreten, die einen ausgewogenen Mix der Anlageklassen aufweisen, aber auch Anlegevehikel, die die Quote von Aktien und Anleihen flexibel steuern können. Diese Portfolios entsprechen am treffendsten der Vorstellung eines Investments, bei der Chancennutzung und Risikokontrolle in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen.
Beim Mischfonds der Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz drückt das bereits der Name aus: Phaidros Funds Balanced. Dieser kombiniert in seinem Portfolio Aktien-, Anleihen- und Geldmarktpositionen und will die Balance zwischen sicherheits- und renditeorientierten Geldanlagen halten. Benannt ist das Portfolio nach dem Platonischen Dialog "Phaidros", in dem es unter anderem darum geht, auf welche Weise Emotionen vernünftige Entscheidungen beeinträchtigen können.
Die Fondsmanager Ernst Konrad und Georg Graf von Wallwitz jedenfalls halten es mit Platon, der die Ratio in den Vordergrund rückt. Sehr vernunftbetont unterziehen sie ihr Portfolio immer wieder Szenarioanalysen und Stresstests. Und: Sie beschäftigen sich intensiv mit jeder einzelnen Fondsposition. "Ein Rezept ist, die Unternehmen sehr genau zu kennen", erklärt Konrad in einem Interview mit der Analyseplattform Fundresearch. "Wir haben relativ konzentrierte Portfolios und können deshalb einschätzen, wie sich die Werte entwickeln werden." Das bewahrte die Fondsmanager davor, beim Crash 2020 überstürzt zu handeln und Chancen für den Aufschwung zu verschenken.
Um eine ausbalancierte Anlage - und das gleich in zweierlei Hinsicht - geht es auch beim Ökoworld Rock ’n’ Roll. Denn der Mischfonds investiert zum einen flexibel in Aktien sowie fest und variabel verzinsliche Staats- oder Unternehmensanleihen. Zum anderen stehen nachhaltiges Wirtschaften, effizienter Einsatz von Ressourcen, erneuerbare Energien sowie ethische und soziale Verantwortung im Fokus. Das Fondsmanagement achtet also darauf, dass sich Rendite und Nachhaltigkeit in einem gesunden Gleichgewicht befinden.
Einen unkonventionellen Weg schlagen Fabian Leuchtner und Dimitri Widmann ein, um ihr Portfolio in Balance zu bringen. 2016 machten sich Leuchtner und Widmann mit ihrer Investmentboutique Aguja Capital selbstständig, nachdem sie vorher beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch gearbeitet hatten. In ihrem Fonds Squad Aguja Opportunities setzen sie gerne auf Aktien mit Anleihecharakter. Die stammen etwa von Unternehmen im Squeeze-out oder in einer Übernahmesituation. Der Clou ist das asymmetrische Rendite-Risiko-Profil: Während der Kurs in solchen Sondersituationen nach unten gestützt ist, besitzt er nach oben unbegrenzt Potenzial. Nicht überall muss Ausgeglichenheit das oberste Ziel sein.
INVESTOR-INFO
Phaidros Funds Balanced
Kontrolliert diversifiziert
Der Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz managt aktuell ein Vermögen von 2,7 Milliarden Euro. Fast 1,6 Milliarden sind im Phaidros Funds Balanced versammelt. Die Aktienquote in dem ausgewogenen Mischfonds kann zwischen 25 und 75 Prozent betragen. Die Fondsmanager Ernst Konrad und Georg Graf von Wallwitz streuen das Vermögen zwar weltweit, sind aber konzentriert genug unterwegs, um den Überblick zu behalten. Ziel ist ein stetiger Wertzuwachs des Vermögens, was bislang sehr gut gelungen ist.
Ökoworld Rock ’N’ Roll Fonds
Ausgewogen nachhaltig
Das Portfolio ist nach Vorstellung des Anbieters auf Familien, Eltern und Großeltern ausgerichtet. Es soll eine Kapitalanlage mit einer Vision für Kinder und Enkelkinder anbieten. Sprich: Die Ziele der Investments sollten sich nachhaltig positiv auf Umwelt oder Gesellschaft auswirken. Neben dem Fokus auf Nachhaltigkeit überzeugt der Ökoworld Rock ’n’ Roll aber auch durch seine Leistung als Mischfonds mit einer attraktiven Wertentwicklung bei moderaten Schwankungen.
Squad Aguja Opportunities
Versiert unkorreliert
Das Ex-Flossbach-Duo Fabian Leuchtner und Dimitri Widmann will das Risiko möglichst breit streuen. Für ihren flexiblen Mischfonds suchen sie nach Werttreibern, die möglichst wenig miteinander oder dem breiten Markt korreliert sind. Fündig werden sie meist bei Unternehmen in Sondersituationen wie Übernahmen. Zusätzlich nehmen sie auch ausgewählte Zinspapiere ins Portfolio, etwa Wandel- oder Hybridanleihen. Vergangenes Jahr legte ihr Fonds fast 35 Prozent an Wert zu.