"Der Schock vom Dienstag nach der Meldung, dass Russland mit Polen und Bulgarien den ersten Ländern den Gashahn zudreht, scheint zunächst verdaut", schrieb Marktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Gleiches gelte für die "ausverkaufsgeplagten US-Technologieaktien", die sich am Vortag an der Nasdaq stabilisiert hatten.

Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel gewann 1,4 Prozent auf 30 220 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) erholte sich um mehr als ein Prozent.

Eine hohe Inflation in Deutschland belastete die Aktienkurse kaum. Die Verbraucherpreise sind im April laut einer ersten Schätzung um 7,8 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Analysten hatten mit einem etwas geringeren Anstieg gerechnet. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht seit einiger Zeit erheblich unter Druck, dem Beispiel der US-Notenbank Fed zu folgen und die Zinsen anzuheben. Dies zusammen mit Rezessionssorgen hatte die Aktienmärkte zuletzt belastet.

Größter Gewinner im Dax waren HelloFresh, einer der größten Kursverlierer in diesem Börsenjahr. Der Quartalsbericht des Versenders von Kochboxen sorgte für etwas Erleichterung unter den Anlegern. Die schon am Vortag stark gestiegenen Aktien gewannen weitere fünf Prozent hinzu.

Die Papiere von Delivery Hero brachen dagegen nach den Quartalszahlen des Essenslieferanten um mehr als sieben Prozent ein und waren nicht mehr weit von einem Rekordtief entfernt. Hier bemängelten Analysten eine starke Abschwächung des Wachstums.

Eine Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs für die Aktien der Allianz verhalf diesen zu einem Aufschlag von 1,7 Prozent. Die Kurse der beiden Rückversicherer im Dax, Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) und Hannover Rück, stiegen jeweils um mehr als drei Prozent. Die Quartalszahlen von Linde stützten den Kurs (Linde) nicht, die Papiere des Gaseherstellers verloren ein Prozent.

Bei den Nebenwerten im MDax und SDAX gab es nach den Quartalszahlen etlicher Unternehmen Licht und Schatten. So büßten die Papiere von WACKER CHEMIE, Fielmann und Drägerwerk zwei bis gut fünf Prozent ein.

Die Aktien von Nemetschek (Nemetschek SE) verteuerten sich um 4,6 Prozent. Der Software-Entwickler hat im ersten Quartal mehr verdient als erwartet. Anteile von LPKF (LPKF LaserElectronics) sprangen sogar um 12 Prozent nach oben. Der Laserspezialist ist nach einem schwierigen Jahr 2021 wieder auf Wachstumskurs.

Am deutschen Rentenmarkt gaben die Kurse etwas nach. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) sank um 0,08 Prozent auf 136,74 Punkte, während die gegenläufige Umlaufrendite von 0,69 Prozent am Vortag auf 0,70 Prozent leicht zulegte. Der Bund-Future gab um 0,39 Prozent auf 154,65 Punkte nach.

Der Euro weitete die Verluste aus und fiel unter 1,05 US-Dollar. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung mit 1,0494 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0583 Dollar festgesetzt./bek/jha/

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---