THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Wir wollen es beim Namen nennen: Die EZB kocht auch nur mit Wasser. Mario Draghi ist nicht im Besitz der berühmten Glaskugel. Trübt sich die konjunkturelle Situation weiter ein, werden die europäischen Währungshüter entweder länger als erwartet expansiv bleiben oder sogar eine neuerliche geldpolitische Lockerung lancieren. Mario Draghi benote hierbei den breiten Werkzeugkasten der EZB. Erholt sich die Konjunktur hingegen, wird der nächste Schritt eine Zinserhöhung sein - vermutlich dann zunächst den Einlagesatz betreffend."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT BANKHAUS LAMPE:
"Zwei Änderungen sind hervorzuheben: Die EZB hat den Daumen hinsichtlich der Wachstumsrisiken gesenkt, gleichzeitig weist sie auf eine bald anziehende Kerninflation hin. Damit dürfte sie zweierlei im Sinn haben: Eine niedrigere Wachstumsprojektion für 2019 vorzubereiten, allerdings auch die Aussicht auf eine Leitzinswende am Leben zu halten. Derzeit sieht es so aus, als werde die EZB fortan stärker dafür werben, dass eine Leitzinswende auch bei abnehmendem Wachstumstempo notwendig ist. Allerdings scheint sie dazu zu neigen, diese nicht 2019 vorzunehmen."
UWE BURKERT, LBBW-CHEFVOLKSWIRT:
"Allen Unkenrufen zum Trotz - die EZB bleibt bei ihrer Linie. Und lässt Raum für eine weiteren Schritt in Richtung Normalisierung. Mit der Ankündigung, über den Sommer die Zinsen konstant zu halten, zeigt Draghi eine wohltuend ruhige Hand. Die Risiken sind zwar etwas in den Vordergrund getreten, aber kein Grund für eine Rückkehr zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Die Erwartungen der Märkte richten sich jetzt auf den März. Bis dahin dürfte mehr Klarheit über die Richtung herrschen, welche die Konjunktur nehmen wird. Man darf auch nicht vergessen, dass die Unsicherheit derzeit mit dem Brexit, dem Shutdown und dem Handelsstreit sehr groß ist."
ANDREAS BLEY, CHEFVOLKSWIRT BANKENVERBAND BVR:
"Die EZB darf jetzt nicht wackeln. Mario Draghi weist in der Pressekonferenz der EZB zur aktuellen Ratssitzung auf die Abwärtsrisiken der konjunkturellen Entwicklung hin. In der Tat hat die konjunkturelle Unsicherheit auf hohem Niveau zugenommen, allerdings ist der Wachstumspfad intakt. Die Konjunktur im Euro-Raum dürfte in diesem Jahr etwas schwächer, aber nahe des Potenzialwachstums expandieren. Daran gemessen erscheint uns die EZB aktuell zu zögerlich. Die EZB sollte sich klar zu einem ersten Zinsschritt in 2019 bekennen."
rtr