Mit beiden Maßnahmen wollen die Währungshüter für einen möglichst schwachen Franken sorgen, denn dieser macht Schweizer Waren im Ausland günstiger und stützt so die Wirtschaft.

Die SNB ist in einer Sondersituation: Der Franken gilt bei Investoren als "sicherer Hafen" in unruhigen Zeiten und hatte in den vergangenen Wochen zu Euro und Dollar an Wert gewonnen. "Das ist der Hauptgrund, weshalb unsere Geldpolitik unverändert expansiv bleiben muss", sagte Jordan. Die Lage an den Devisenmärkten bleibe unsicher. "Das heißt, wir müssen immer noch aufpassen", sagte er. Hintergrund des jüngsten Frankenanstiegs waren etwa die hohe Verschuldung Italiens und Ängste vor einem Überschwappen der Währungskrise in der Türkei auf Europa, die den Euro belastet hatten. Zudem beunruhigt der Handelsstreit zwischen den USA und China die Anleger. Anfang September erreichte der Franken zum Euro zeitweise den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Er ist aus Sicht der SNB weiterhin hoch bewertet. Aktuell kostet ein Euro 1,1310 Franken.

"WEIT WEG VON DER NORMALITÄT"



Wann die SNB die Zinsen anheben wird, hängt vor allem von der Europäischen Zentralbank (EZB) ab, die eine Zinserhöhung frühestens ab Herbst 2019 in Aussicht gestellt hatte. Wenn die Schweiz diesen Schritt schon vorher machen würde, so fürchten die Währungshüter, könnte der Franken dadurch erneut aufwerten. Daher wird am Markt derzeit mit einer SNB-Zinserhöhung erst gegen Ende 2019 gerechnet.

Ein wichtiges Kommunikationsmittel der Notenbank dafür ist ihre Inflationsprognose. Wenn diese dauerhaft über das von der SNB anvisierte Ziel von weniger als zwei Prozent hinausschießt, besteht Handlungsbedarf - etwa in Form einer Zinserhöhung. Inzwischen gehen die Währungshüter davon aus, dass die Inflation diese Schwelle bei unveränderten Leitzinsen im zweiten Quartal 2021 erreicht - und damit etwas später als bislang gedacht. Rasche Schritte sind nach Einschätzung von Experten deshalb nicht zu erwarten. Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteinischen VP Bank, resümierte: "Eine Zinserhöhung bleibt damit Zukunftsmusik. Für eine straffere Geldpolitik bedarf es höherer Inflationsraten."

In anderen Teilen der Welt haben Zentralbanken ihren Krisenmodus früher beendet. Die US-Notenbank (Fed) war Ende 2015 auf einen Kurs der behutsamen Zinserhöhungen umgeschwenkt. Dieses Jahr hat sie ihren Leitsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bereits zwei Mal angehoben, zuletzt im Juni auf das aktuelle Niveau von 1,75 bis 2,00 Prozent. Die EZB will ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zum Jahresende einstellen - sofern die Wirtschaft mitspielt. Die SNB hingegen sei "weit weg von einer Normalität", sagte Jordan.

rtr