"Dies war der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949", teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Von Reuters befragte Ökonomen waren nur von 31,5 Prozent ausgegangen, nachdem die Rate im März noch bei 30,9 Prozent gelegen hatte. Damit stiegen die Preise auf Jahressicht den 17. Monat in Folge. Allein von März auf April ging es um 2,8 Prozent nach oben. "Die aktuellen Daten spiegeln auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider."
Denn nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar sind insbesondere Energieprodukte wie Erdgas deutlich teurer geworden, aber auch viele andere Güter wie Nahrungsmittel. Fachleute erwarten vorerst kein Ende der Entwicklung. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen sieht in den Daten ein klares Signal: "Der kräftige Preisanstieg ist noch lange nicht vorbei." Für die Konsumenten sind das schlechte Nachrichten, da sie sich auf anhaltend hohe Preissteigerungen einstellen müssen. Denn der Handel gibt bereits Teile davon an die Endverbraucher weiter. Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die allgemeine Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Aktuell ist die Inflationsrate mit 7,4 Prozent bereits so hoch wie seit 1981 nicht mehr.
"INFLATIONSDRUCK AUF ENDVERBRAUCHER BLEIBT SEHR HOCH"
LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch rechnet damit, "dass der Inflationsdruck auch auf die Endverbraucher sehr hoch bleiben wird". Mit dem jetzt vom Bundestag beschlossenen Entlastungspaket für Juni bis August würden die Zahlen für Inflation zunächst nach unten verzerrt. "Aber spätestens im September dürfte uns dann wieder eine unangenehme Überraschung ins Haus stehen." Auch Commerzbanker Solveen geht davon aus, dass sich der Preisdruck eher noch verstärkt. "Der Druck auf die EZB, ihre Geldpolitik schnell zumindest zu normalisieren, nimmt also weiter zu." Für Juli wird allgemein die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet.
Hauptverantwortlich für die höheren Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals Energie. Sie verteuerte sich im April um durchschnittlich 87,3 Prozent. Erdgas kostete 154,8 Prozent mehr als im April 2021, für Industrieabnehmer war es sogar 260 Prozent teurer. Strom verteuerte sich um 87,7 und leichtes Heizöl um gut 102 Prozent, währendKraftstoffpreise um fast 47 Prozent anzogen. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 16,3 Prozent über dem Vorjahr.
Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag im Schnitt bei 17,3 Prozent. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+70,9 Prozent zum April 2021, +11,4 Prozent zum März 2022). Nicht behandelte pflanzliche Öle kosteten 70,0 Prozent mehr als im Vorjahr, Rindfleisch war 41,6 Prozent und Kaffee 30,8 Prozent teurer. Für die Industrie wichtige Vorleistungsgüter verteuerten sich mit 26 Prozent ebenfalls. Dabei kletterten Metallpreise im Schnitt um gut 43 Prozent, allein bei Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen ging es um fast 60 Prozent nach oben. Dies trifft Schlüsselbranchen wie die Autohersteller und bremst die Baubranche enorm. Auch die Preise für Düngemittel, Verpackungen aus Holz, Futter, Papier und Getreidemehl erhöhten sich kräftig.
rtr