Das "Capital System"
Sollte man lieber einen Fonds kaufen, der von einem "Starfondsmanager" betreut wird oder von einem Team, das zunächst einen Konsens finden muss? Bei der US-amerikanischen Capital Group, die in den USA American Funds heißt, verfolgt man seit Ende der 1950er-Jahre einen Mittelweg. Das zeigt sich etwa beim Capital Group New Perspective Fund, mit dem Anleger in multinationale Unternehmen investieren können. Für den globalen Aktienfonds sind insgesamt sieben Fondsmanager und die Research-Analysten des Hauses verantwortlich, die einen Teil des Portfolios jeweils in Eigenregie verwalten. So investiert Robert Lovelace aus Los Angeles beispielsweise in 82 Aktien, an denen er meist sehr lange festhält.
Jonathan Knowles aus Singapur wiederum hält nur 23 Aktien, die er aber sehr häufig austauscht. Besonders populär sind beim New Perspective Fund die Aktien von Amazon und TSMC, für die sich jeweils sechs Fondsmanager entschieden haben. Bei Tesla ist es dagegen nur ein Manager, der das Unternehmen aber sehr hoch gewichtet. Auf den ersten Blick wirkt das so genannte "Capital System" sehr aufwendig. Aus Sicht der Capital Group bietet diese Vorgehensweise aber viele Vorteile.
"Auf diese Weise entsteht im Portfolio keine Stildominanz, sondern eine natürliche Diversifikation über unterschiedliche Anlagestile oder Umschlagshäufigkeiten", sagt Christophe Braun, Investmentspezialist bei der Capital Group. Falls ein Fondsmanager das Unternehmen verlasse, sei zudem nur ein Teil des Portfolios davon betroffen. Meist laufen diese Wechsel bei der Capital Group aber geplant ab, sodass auf einen ausscheidenden älteren Fondsmanager ein jüngerer, aber auch bereits erfahrener Kollege folgt.
Generation Y und Millennials
In den USA, bietet die Capital Group den New Perspective Fund bereits seit März 1973 an und versucht seither, frühzeitig von den jeweiligen langfristigen Investmentthemen zu profitieren. In den frühen 2000er-Jahren etwa vom Boom der Gesundheitsbranche, in den späteren 2000er-Jahren vom Aufstieg Chinas und der Schwellenländer und in den 2010er-Jahren vom Zeitalter der digitalen Disruption.
Beim Blick auf die kommenden Jahre beobachten die Manager des New Perspective Fund unter anderem, welche Dienstleistungen und Produkte für die Generation Y beziehungsweise die Millennials relevant sind, die in den Jahren 1981 bis 1996 geboren wurden und bereits rund 25 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen.
Da die Millennials vor allem online einkaufen oder kommunizieren, müssten die Unternehmen künftig in der digitalen Welt präsent sein, da sie ansonsten Marktanteile verlieren würden, kalkuliert Braun. Ebenfalls auffällig ist, dass die Millennials in den Industrieländern Erlebnisse wie Reisen eher bevorzugen als materielle Güter wie Autos. In den Schwellenländern möchte diese Generation ihren Wohlstand dagegen auch über Statussymbole zeigen.