Der Absatzmotor bei Union Investment läuft weiter rund. Allerdings lief er das erste Halbjahr 2016 mit etwas niedrigeren Drehzahlen als im Vorjahr. Der Nettoabsatz lag im ersten Halbjahr bei 10,6 Milliarden Euro. Das ist der zweitbeste Nettoabsatz der vergangenen fünf Jahre. Im Vorjahres-Zeitraum waren es jedoch gut drei Milliarden mehr. Der Rückgang lag besonders am schwächeren institutionellen Geschäft. Dort sammelten die Genossen 6,6 Milliarden Euro ein (Vorjahr: 9,4 Mrd. Euro). Beim Endanleger waren es vier Milliarden Euro (4,5 Mrd. Euro). Allerdings hätte man hier wohl einiges mehr einsammeln können. Denn in die stark nachgefragten Offenen Immobilienfonds konnte nur in wenigen Wochen Geld investiert werden. 1,5 Milliarden sammelten sie damit ein. Die meiste Zeit des ersten Halbjahres waren sie für neues Geld geschlossen. Denn inzwischen ist es für das Union-Immobilien-Team um Reinhard Kutscher immer schwieriger, lukrative Liegenschaften zu finden. Dennoch geht Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment, davon aus, dass im Laufe des vierten Quartals, die drei Offenen Immobilienfonds abermals für Neuanleger geöffnet werden können. Gut nachgefragt waren nach wie vor Multi-Asset-Lösungen. Insgesamt 2,7 Milliarden Euro sammelten sie ein. Allerdings ist dies im Vergleich mit dem Vorjahr ein starker Rückgang. 2015 beliefen sich die Zuflüsse im ersten Halbjahr auf 5,6 Milliarden Euro.
Sehr positiv entwickelten sich die Fondssparpläne. Ihre Anzahl wuchs um 16,6 Prozent auf 1,28 Millionen. Reinke sieht einen Grund für das starke Wachstum in der Tatsache, dass die Mindestsparrate zum Jahreswechsel auf 25 Euro gesenkt wurde.
Scharf kritisierte Reinke die Tendenz der Politik, die Riester-Rente tot zu reden und in Zukunft nur noch auf das Umlageverfahren zu setzen. Ihm ist dabei nicht klar, wie man ein System stabil halten könne, wenn man einen Stützpfeiler entfernt. Zudem seien die Renditen der Union-Riester-Sparer mit bislang durchschnittlich etwa vier Prozent sehr ansehnlich. Obwohl Riester die Rentenlücke verringern würde, sei die Rentenlücke immer noch recht hoch. "Mit Riester kann das Versorgungsniveau bis 2029 über 50 Prozent gehalten werden", sagt er. Zudem forderte Reinke, dass Deutschland etwa dem Beispiel angelsächsischer Länder folgen und die ungeförderte private Vorsorge mit steuerlichen Anreizen attraktiver machen sollte.
Ein stichhaltiges Argument für die anhaltende Nachfrage nach den flexiblen Multi-Asset-Fonds sind für Jens Wilhelm, Vorstand für das Portfoliomanagement und Immobilien, die unruhigen Märkte. Er glaubt, dass es auch im zweiten Halbjahr 2016 weiter turbulent bleiben wird. Neben der Frage nach der Zukunft Europas sieht er die wacklige wirtschaftliche Entwicklung der USA und den künftigen Kurs der Notenbanken als wichtigste Einflussfaktoren. "Wir werden viel Bewegung, aber wenig Richtung an den Börsen erleben", erwartet Wilhelm. Damit werde der Weg für Aktien steiniger. Das belegt auch die DAX-Prognose von Björn Jesch, Leiter des Wertpapier-Fondsmanagements bei Union Investment. 9300 Punkte erwartet er am Jahresende 2016. Trotzdem kommt man laut Wilhelm an Aktien kaum vorbei und er rät zu Unternehmen mit stabilem Geschäftsverlauf und robusten Cashflows. Auf der Anleiheseite sieht er Chancen in Schwellenländern. "Für sie spricht die Zurückhaltung der US-Notenbank Fed, die ausgewogene Positionierung der Investoren sowie der realwirtschaftliche Trend", sagt Wilhelm. Bei Hartwährungsanleihen erwartet der Union-Experte auf Sicht von zwölf Monaten Renditen von etwa vier Prozent.