Seit Jahresbeginn konnte der Ethereum-Kurs nicht nur gegenüber dem Dollar, sondern auch gegenüber dem Bitcoin deutlich zulegen und hat sich im Vergleich zu diesem verdoppelt. Ein Blick auf den 3-Jahreschart von ETH/BTC ganz unten zeigt allerdings, dass der aktuelle Preis immer noch meilenweit vom Peak Mitte 2017 entfernt ist, damals war der Preis gegenüber dem Bitcoin dreimal so hoch. Doch dürfte die seit Jahresanfang zu beobachtende Outperformance von Ethereum gegenüber Bitcoin anhalten und den Unterschied zwischen deren Marktkapitalisierungen weiter verringern. Derzeit beträgt diese beim Bitcoin das Fünffache von Ethereum. Im September kam der Preis gegenüber Bitcoin um rund 20% zurück. Dies könnte sich im restlichen Jahresverlauf wieder umkehren. Von daher sollte ein ausgewogenes Krypto-Portfolio Ethereum weiter deutlich über dem Kapitalisierungsverhältnis gewichten.
Die Überlastung des Ethereum-Netzwerks in den vergangenen Monaten und damit verbunden die hohen Transaktionsgebühren lenken noch mehr als zuvor den Blick auf mögliche Skalierungslösungen und dem Zeitrahmen für deren Einführungen. Beim ETHOnline Kickoff Summit vom Freitag präsentierte Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin einen neuen Verbesserungsvorschlag, der für das kommende Ethereum 2.0 nicht "Rollups statt Sharding" sondern "Rollups zusätzlich zu Sharding" vorsieht. Rollups ist eine Skalierungstechnik, die die Transaktionsdaten On-Chain belässt, die Berechnungen aber Off-Chain ausführt. Sharding skaliert wiederum dadurch, dass die Nodes in kleinere Gruppen aufgeteilt werden, die Shards genannt werden. Statt die gleichen Transaktionen zur gleichen Zeit zu validieren, werden verschiedene Transaktionsgruppen von verschiedenen Shards validiert. Vom Zeitplan sieht Buterin die Rollups bereits möglich oder bald kommen und durch diese selbst ohne Sharding bereits eine hundertfache Erhöhung des Durchlaufs möglich. Von daher könnten die hohen Ethereum-Gebühren durch diese 100-fache Skalierung auch schon lange vor der Einführung von Ethereum 2.0 und damit viel früher als erwartet der Vergangenheit angehören.
Nachdem Mitte September die Transaktionsgebühren bei Ethereum auf einen historischen Höchststand von fast 12 Dollar gestiegen waren, sind sie mittlerweile wieder bis auf 2,1 Dollar gefallen. Allerdings sind in diesem Zeitraum auch die absolute Zahl und der Wert von Ethereum-Transaktionen deutlich gefallen. Ausgelöst wurden die Gebührenanstiege zwischen Juni und September durch den DeFi-Hype. Da das Ethereum-Netzwerk nur 10-14 Transaktionen pro Sekunde ausführen kann wurde der Wettlauf um eine schnelle Ausführung immer größer und die Gebühren zogen scharf an. Grundsätzlich ist dies kein Ethereum-Spezifikum. So schossen im Bitcoin-Hype Ende 2017 die Bitcoin-Transaktionsgebühren bis auf über 50 Dollar in die Höhe. Mit der zwischenzeitlichen deutlichen Abkühlung im DeFi-Bereich, die man an den abgestürzten Preisen fast aller DeFi-Token ablesen kann, hat sich nun auch bei Ethereum die Situation zunächst entspannt. Trotzdem dürften künftig Nachrichten bezüglich einer Verbesserung der Skalierung der Ethereum-Blockchain ein wesentlicher Kurstreiber für Ethereum bleiben. Zumal DeFi erst am Anfang steht und auf Sicht den Fintech-Startups überlegen ist.