In diesem Jahr gab es verstärkt Spekulationen, ob es zu einem Flippening zwischen Bitcoin und Ethereum (ETH) kommen könnte. Das wäre der Fall, wenn die Marktkapitalisierung von Ethereum (derzeit 233 Milliarden Dollar) die von Bitcoin (derzeit 640 Milliarden Dollar) übersteigen würde. Selbst Charles Hoskinson vom Ethereum-Konkurrenten Cardano erwartet auf Sicht ein Flippening. Waren die Kapitalisierungen zum Jahresanfang noch weit auseinander gelegen, hatten sie sich im Jahresverlauf immer mehr angenähert. Denn Ethereum ist deutlich stärker als der Bitcoin gestiegen. Dies zeigt ein Blick auf den Jahreschart. Nach der Korrektur des Bitcoins ab Mitte April ist Ethereum gegenüber diesen sogar besonders stark gestiegen. Nachdem der Crash seit Mitte Mai aber verstärkt auch die Altcoins getroffen hat, kam Ethereum gegen den Bitcoin ebenfalls deutlich zurück. Heute zeigt sich ein Dreh, der anhalten könnte.
Zumal jetzt im Juli die London Hard Fork - auch als EIP-1559 bezeichnet - ansteht. Diese könnte größeren Einfluss auf die zukünftige Preisentwicklung bei Ethereum haben. Denn durch das Update werden nicht nur die Gas-Gebühren bei Ethereum gekappt und die Volatilität der Transaktionsgebühren geglättet. Zusätzlich könnte der Preis dann auch ähnlich wie der Bitcoin unter dem Aspekt der Knappheit punkten. Denn anders als der Bitcoin, hat Ethereum grundsätzlich keine Obergrenze bei der Gesamtzahl der möglichen Coins. Mit EIP-1559 ist erstmals vorgesehen, einen Teil der Gebühren der Ethereum-Nutzer zu verbrennen (Burning). Je aktiver also zukünftig das Ethereum-Netzwerk benutzt wird, desto mehr Ethereum wird verbrannt. Dies führt zu einer Verknappung der verfügbaren Coins. Außerdem werden durch den Übergang des Konsensmechanismus von Proof of Work (wie er beim Bitcoin verwendet wird) zu Proof of Stake die Miner durch Validatoren ersetzt. Dabei muss jeder Validator mindestens 32 ETH locken, was den am Markt handelbaren Bestand weiter reduzieren wird. Bereits jetzt sind im Ethereum 2.0 Smart Contract rund 6 Millionen ETH von den derzeit existierenden 116 Millionen hinterlegt.
Ethereum ist bisher die wichtigste Krypto-Plattform. Seine vielseitige Verwendbarkeit zeigt sich besonders bei den vielen auf der Plattform aufgesetzten DeFi-Produkten, die die traditionelle Finanzwelt revolutionieren wollen. In Zukunft wird also wegen der Angebotsverknappung auch das Bitcoin-Argument der Verknappung in die Bewertung einfließen. Von daher dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann Ethereum seine Outperformance zum Bitcoin fortsetzt. Diese könnte auf längere Sicht dann tatsächlich zu einem Flippening führen.