von Dr. Sandra Striffler, Devisenanalystin der DZ BANK AG
Nachdem der Euro bereits über weite Strecken des zurückliegenden
Jahres gegenüber dem britischen Pfund das Nachsehen hatte,
musste er sich in den ersten Monaten 2015 weiter in die Knie
zwingen lassen, wobei die Abwärtsdynamik gegenüber dem Pfund
jüngst sogar noch zugenommen hat. Seit November 2014 gibt ein
Abwärtstrendkanal die Richtung in Euro-Pfund vor. Dessen
Widerstandslinie verläuft aktuell im Bereich von 0,7435 GBP,
während die untere Begrenzungslinie dieser charttechnischen
Formation gegenwärtig bei rund 0,7170 GBP auszumachen ist. Diese
übt momentan auf die Gemeinschaftswährung eine spürbare
Anziehungskraft aus. Euro-Pfund bewegt sich damit dieser Tage
auf Niveaus, zu denen das Währungspaar zuletzt Mitte Dezember
2007 abgetaucht war.
In der folgenden charttechnischen Analyse wollen wir die Tages-
und Wochenperspektiven von Euro-Pfund näher untersuchen. Im
Mittelpunkt steht hierbei die Frage, ob der eingangs
beschriebene längerfristige Abwärtstrendkanal weiter Gültigkeit
haben wird, oder ob seine Tage gezählt sind.
Auf Seite 2: Die Tagesindikatoren
Beginnen wir mit
den kurzfristigen Tagesindikatoren. Diese machen dem Euro wenig
Hoffnung auf eine nachhaltige Stabilisierung. So bewegen sich
doch in diesem Zeitfenster sowohl der MACD als auch die
Stochastik unterhalb ihrer jeweiligen Signallinie. Auch das
Momentum ist hier unterhalb der Nulllinie gen Süden
ausgerichtet. Erschwerend kommt für die Gemeinschaftswährung
hinzu, dass der ADX mit 43,51 Punkten auf einen Euro-negativen
Trendmarkt hinweist. Ob es der RSI, welcher sich im
überverkauften Bereich bewegt, alleine schaffen wird, dem Euro
zum Wochenauftakt ausreichend Unterstützung zu bieten, ist
fraglich, zumal auch keine Divergenz zum Kurschart auszumachen
ist. Angesichts dieser, für die Gemeinschaftswährung fatalen
technischen Tagesaussichten, sollte heute mit einem Rutsch unter
die oben beschriebene untere Begrenzungslinie des noch
richtungweisenden Abwärtstrendkanals gerechnet werden.
Auf Seite 3: Wochenindikatoren
Folgt der Euro diesen kurzfristigen charttechnischen Vorgaben
und taucht wie erwartet weiter gen Süden ab, stellt sich die
Frage, ob diese Bewegung nachhaltig oder nur vorübergehender
Natur ist. Nimmt man hierfür die übergeordneten
Wochenindikatoren näher unter die Lupe, kann man der
europäischen Gemeinschaftswährung nur wenig Hoffnung auf eine
dauerhafte Rückkehr in den längerfristigen Abwärtstrendkanal
machen. So zeigen sich doch auch diese in überwiegend
Euro-skeptischer Verfassung. Wir gehen daher auf Wochensicht
davon aus, dass die Gemeinschaftswährung den längerfristigen
Abwärtstrendkanal auf Dauer nach unten hin durchbrechen und
vorübergehend einem kurzfristigen, steiler verlaufenden
Abwärtstrendkanal folgen wird. Dessen Unterstützungslinie
verläuft derzeit im Bereich von 0,7145 GBP.
Auf Seite 4: Abwärtsrisiken und Aufwärtschancen
Die Abwärtsrisiken von Euro-Pfund sehen wir auf Wochensicht
durch die runde Marke von 0,7100 GBP begrenzt. Bevor diese
jedoch in den Blickpunkt rückt, stehen der Gemeinschaftswährung
noch bei etwa 0,7170/45 GBP die unteren Begrenzungslinien des
längerfristigen sowie des kurzfristigen, steiler verlaufenden
Abwärtstrendskanals zur Seite. Durchbricht der Euro diese nach
unten hin, muss man bis in den Dezember 2007 zurückblicken, um
weitere Supports ausmachen zu können. Hierbei wird die
Gemeinschaftswährung bei 0,7132/21 GBP durch die
Tagestiefststände vom 19. und 18. Dezember 2007 aufgefangen.
Zudem bieten ihm bei 0,7115 GBP noch die Tiefs vom 30. November
und vom 17. Dezember 2007 ihre Dienste an.
Belehrt die europäische Gemeinschaftswährung jedoch die
charttechnischen Vorgaben eines Besseren und entwickelt entgegen
den Erwartungen wieder Anstiegsdynamik, ist der Weg zunächst
frei bis zu dem Hoch vom Freitag bei 0,7239 GBP. Hat der Euro
diesen Widerstand hinter sich gelassen, gilt es, bei 0,7265 GBP
den Höchststand vom 4. März zu überwinden. Kurz darauf macht der
Gemeinschaftswährung bei rund 0,7280 GBP die Widerstandslinie
des kurzfristigen Abwärtstrendkanals das Leben schwer.
Wenngleich die Gemeinschaftswährung diese durchaus noch auf
Wochensicht überwinden könnte, sollte es ihr letztendlich nicht
gelingen, die Hochs vom 3. und 5. März bei 0,7285 GBP nachhaltig
auf die hinteren Ränge zu verweisen."
Reuters