Eine Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank im Juni ist nach Sicht der Marktteilnehmer nach einem überraschend schwachen US-Arbeitsmarkt vom Tisch. Der US-Dollar ging in Reaktion auf die Daten am Freitag in die Knie, der Euro verteuerte sich um mehr als anderthalb US-Cent auf 1,1333 Dollar. Auch an den Aktienmärkten ging es bergab. Der Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 drehten ins Minus. Der deutsche Leitindex verlor 0,9 Prozent auf 10.114 Punkte.

Die US-Unternehmen schufen im Mai nur 38.000 neue Jobs. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem mehr als vier Mal so hohen Wert gerechnet. "Zwar ist der Arbeitsmarkt durch Streiks nach unten verzerrt, doch die Frage bleibt, ob sich die schwache Zahl nur durch diesen Effekt erklären lässt", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine Zinserhöhung im Juni sei nun wohl vom Tisch.

Die Fed hatte im Dezember erstmals seit langem die Leitzinsen wieder angehoben. Aktuell liegt der Zinssatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei 0,25 bis 0,5 Prozent. Fed-Chefin Janet Yellen hatte kürzlich mit ungewohnt deutlichen Worten die Märkte auf eine baldige weitere Erhöhung vorbereitet. Händlern zufolge sind Anleger aber nun skeptisch, ob die US-Wirtschaft stabil genug ist, um eine weitere Zinserhöhung wegzustecken. Das drückte auch die Stimmung an der Wall Street .

Der schwache Dollar sorgte an den Rohstoffmärkten für einen Run auf Gold. Der Preis für das Edelmetall schoss um 2,3 Prozent auf 1238 Dollar die Feinunze nach oben. Staatsanleihen waren bei den Anlegern ebenso begehrt. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf 0,068 Prozent von zuvor 0,115 Prozent.

ANLEGER GREIFEN BEI RWE UND E.ON ZU



Im Dax hielten die Aktien von Volkswagen die rote Laterne mit einem Minus von 3,3 Prozent. Auch die Deutsche Bank gaben 2,6 Prozent ab. Hingegen konnten die gebeutelten Energieversorger zulegen. RWE schossen um bis zu 7,3 Prozent in die Höhe, nachdem Analysten der Bank of America Merrill Lynch eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatten. Im Windschatten kletterten die Papiere des Rivalen E.ON um mehr als drei Prozent nach oben. Wegen der Milliardenkosten für den Atomausstieg hat RWE in den vergangenen Jahren rund drei Viertel des Börsenwertes verloren.

Katerstimmung herrschte bei Bilfinger -Anlegern einen Tag nach dem milliardenschweren Verkauf des Bau- und Immobiliengeschäfts. Die Aktien stürzten als größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax um 8,2 Prozent auf 36,25 Euro ab und machten ihre Vortagesgewinne damit wieder komplett zunichte. Bilfinger trennt sich mit dem Verkauf von 40 Prozent seines Umsatzes und wird zerschlagen. "Investoren beklagen, dass die Filetstücke abgegeben werden und sehen für den restlichen Konzern keine schlüssige Strategie mehr", sagte ein Händler.

An der Börse in Paris kletterten die Aktien des Hotelkonzerns Accor (Novotel, Sofitel, Ibis) um mehr als vier Prozent wegen Spekulationen auf eine Übernahme durch den chinesischen Konkurrenten Jin Jiang. Der Firma aus dem Reich der Mitte werden Ambitionen nachgesagt, den Anteil an Accor auf 29 Prozent auszubauen.

Reuters