Wegen Ähnlichkeiten mit Berkshire Hathaway wird Watsa auch gern mit Warren Buffett verglichen. In der Tat muss auch Watsa die Gelder aus dem Versicherungsgeschäft gewinnbringend investieren. Doch es gibt einen großen Unterschied. Watsa ist ein Deep Value Investor. Das heißt: Kontroverse Situationen, bei denen Aktien abgestraft wurden, ziehen ihn besonders an. Auf der Suche nach Schnäppchen landete Watsa nach der Finanzkrise bei der Bank of Ireland. Er kaufte 2,8 Milliarden Aktien zum Kurs von zehn Cent, um den größten Teil davon für 32 Cent wieder abzugeben. Ein ähnlicher Deal schwebte dem 66-Jährigen wohl vor, als er vor drei Jahren bei Eurobank Ergasias einstieg. Die Aktie der griechischen Bank notierte deutlich unter Buchwert. Watsa glaubte an die Erholung nach der Finanzkrise und investierte gut 900 Millionen Dollar. Das ging daneben. Aktuell ist die Position gerade einmal ein Viertel des Einstiegspreises wert.
Tief gefallener Aktienkurs
Eurobank Ergasias wurde 1990 gegründet. Heute ist die Bank die Nummer 3 auf dem griechischen Markt. Das Unternehmen hat noch recht profitable Einheiten in Zypern und Osteuropa. Die wirtschaftliche Situation in Griechenland spiegelt sich in den Zahlen. Die faulen Kredite betragen rund 45 Prozent des ausstehenden Volumens. Die Bank hat hohe Sonderabschreibungen zu verkraften. Die Aktie ist deutlich gefallen. Doch trotz tiefer Kurse ist das Risiko hoch. Es ist beispielsweise nicht zu kalkulieren, wie ein erneuter Schuldenschnitt Griechenlands wirken würde. Auch ein möglicher Austritt Griechenlands aus dem Euro würde an der Eurobank nicht spurlos vorüber gehen.
Auf der anderen Seite lockt die Bewertung. Die Aktie wird mit nicht einmal 20 Prozent des Buchwerts gehandelt. Die Bilanzsituation ist nicht so schlecht. Die faulen Kredite sind rückläufig. Die Deckungsquote erreicht 50 Prozent. Die Bank hat eine Eigenkapitalquote von 17,6 Prozent bezogen auf die risikogewichteten Aktiva. Das ist solider als bei den meisten europäischen Banken. Und: Eurobank hat im abgelaufenen Jahr einen Gewinn von 230 Millionen Euro erwirtschaftet.
Sicher bietet sich nicht oft die Gelegenheit, im Windschatten eines so renommierten Investors Aktien für ein Viertel seines Einstiegskurses einzukaufen. Allerdings ist das Systemrisiko hoch. Die Aktie ist nichts für Anleger mit schwachen Nerven.