"Wenn die Leute sagen, sie wollen das nicht, dann gibt es nicht nur keine Grundlage mehr für ein neues Hilfsprogramm", warnte der niederländische Finanzminister Dijsselbloem vor einer Mehrheit der "Nein"-Sager. "Dann gibt es auch keine Basis mehr für Griechenland in der Euro-Zone." Auch Frankreichs Finanzminister Michel Sapin warnte vor einer Ablehnung der europäischen Vorschläge. "Wenn es dazu käme, könnten wir auf einem unbekannten Feld landen und in einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale - vor allem in Griechenland."
Die Euro-Finanzminister hatten am Mittwochabend die Verhandlungen mit Athen bis nach der Volksbefragung ausgesetzt. Bei dem Referendum sollen die griechischen Bürger entscheiden, ob sie dem Reformkonzept der Euro-Partner zustimmen oder nicht. Das Konzept soll den Weg freimachen für neue Finanzhilfen an das Land, ohne die eine Staatspleite droht.
Finanzminister Varoufakis kündigte seinen Rücktritt für den Fall an, dass seine Landsleute am Sonntag für die Vorschläge der internationalen Gläubiger stimmen. Er antwortete im Sender Bloomberg TV auf die Frage, ob er nach einem "Ja" beim Referendum im Amt bleiben werde: "Ich würde es nicht." Sein Land wolle unbedingt in der Währungsunion bleiben. Varoufakis geht nicht von einem "Ja" aus. Sollte es dennoch dazu kommen, werde die Regierung einen Weg finden, sich mit den Gläubigern auf ein Abkommen zu einigen. "Vielleicht werden wir die Zusammensetzung der Regierung ändern. Einige von uns werden das vielleicht nicht verdauen können." Er werde keiner Einigung zustimmen, die nicht eine Umstrukturierung der Schulden mit sich bringe, betonte Varoufakis. "Lieber würde ich mir den Arm abhacken."
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STAATSPRÄSIDENT SAGT BERLIN-BESUCH AB
Der frühere Ministerpräsident Kostas Karamanlis rief die Griechen dazu auf, beim Referendum über die Reformvorschläge der Gläubiger mit "Ja" zu stimmen. "Europa ist unsere Heimat, Griechenland ist untrennbar mit Europa verbunden", sagte der konservative Politiker in einer Fernsehansprache. Derweil sagte der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos seine für Dienstag geplante Reise nach Berlin ab. Eine Sprecherin von Bundespräsident Joachim Gauck sagte, beide Staatsoberhäupter hätten am Donnerstagmorgen telefoniert. Man sei sich einig gewesen, den Besuch zu verschieben.
Die Euro-Länder setzen nach dem Verhandlungsstopp mit der Regierung in Athen auf die Unterstützung des griechischen Volkes beim Referendum am Sonntag. Frankreichs Finanzminister Sapin sagte, wenn die Bevölkerung das Reformkonzept der Europäer unterstütze, könnten die Verhandlungen über Reformen und Hilfszahlungen umgehend wieder aufgenommen werden. Stimme eine Mehrheit mit "Nein" und folge damit der griechischen Regierung, drohe ein Ausscheiden des Landes aus dem Euro. Kritik am Athener Kurs äußerte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: "Ehrlich gesagt, und das meine ich so, wie ich sage: Ich bin nicht mehr in der Lage, das Verhalten der griechischen Regierung zu dechiffrieren."
Reuters