Das betrifft laut ESRB vor allem EU-Staaten, die bereits vor der Virus-Krise erhöhte Schuldenstände aufgewiesen haben. In Griechenland beispielsweise waren die Verbindlichkeiten im Zuge der Krise 2020 auf 205,6 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen. Italiens Schuldenberg nahm auf 155,8 Prozent zu.

Die Risikowächter wiesen in diesem Zusammenhang auch auf die Gefahr hin, dass weiter ansteigende Renditen der US-Staatsanleihen auch in Europa die Kreditkosten nach oben treiben könnten. Die Wirtschaftsaktivität in der EU könne dadurch gebremst werden. In der Folge sei es möglich, dass auch die Renditen von Unternehmensanleihen anziehen. Die Finanzierungsbedingungen für Firmen würden sich dann womöglich verschärfen.

Sorgen bereitet dem ESRB zudem, dass Finanzgesellschaften abseits der Banken aufgrund der ultratiefen Zinsen zunehmend riskantere Investments eingehen, um höhere Erträge zu erzielen. Investmentfonds beispielsweise hätten ihr Engagement in nicht-liquiden Anlagewerten ausgebaut. Sie seien verwundbar, sollten Kundengelder im Zuge von Börsenturbulenzen abgezogen werden. Die Risikowächter wiesen zudem auf die Gefahr abrupter Kurskorrektoren an den Börsen hin. In einigen Marktsegmenten spiegeln die Kurse aus Sicht des ESRB nicht angemessen wider, dass die Verschuldung von Unternehmen im Zuge der Virus-Krise gestiegen sei.

Der in Frankfurt ansässige ESRB wurde 2010 in Reaktion auf die Finanzkrise gegründet und soll als Frühwarnsystem auf Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems in der EU hinweisen. Den Vorsitz hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in Reaktion auf die Pandemie umfangreiche Konjunkturhilfen beschlossen. Unter anderem wurde ein neues billionenschweres Anleihekaufprogramm aufgelegt, mit dem die EZB die Anleiherenditen in Schach halten und günstige Finanzierungsbedingungen sichern will.

rtr