Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen April und Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal, bestätigte das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine erste Schätzung. Das ist doppelt so viel wie von Ökonomen erwartet. Ein besseres Abschneiden verhinderten zurückhaltende Unternehmen, die angesichts der mauen Weltkonjunktur weniger investierten. Von Januar bis März war Europas größte Volkswirtschaft sogar um 0,7 Prozent gewachsen, wozu Sondereffekte wie der milde Winter beitrugen, durch den es am Bau nicht zu den sonst üblichen Produktionsausfällen kam.

"Die Konjunktur in Deutschland bleibt ein Fels in der Brandung", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. "Die deutsche Wirtschaft startet in robuster Verfassung in die zweite Jahreshälfte", betonte der Chevolkswirt der Förderbank KfW, Jörg Zeuner. Das Votum der Briten für einen EU-Abschied und die Turbulenzen beim ebenfalls wichtigen Handelspartner Türkei nach dem Putschversuch Mitte Juli dürften das Wachstumstempo in den kommenden Monaten aber drosseln.

"INVESTITIONEN BLEIBEN DIE ACHILLESFERSE"



Garant für den Aufschwung im abgelaufenen zweiten Quartal waren die Exporte, die trotz der lahmenden Weltkonjunktur um 1,2 Prozent zulegten. Die Importe schrumpften hingegeben minimal. "Aus dem Inland kamen gemischte Signale", erläuterte das Statistikamt. Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben um 0,2 Prozent, der Staat wegen höherer Ausgaben für Flüchtlinge sogar um 0,6 Prozent. "Der private Konsum dürfte ein wichtiger Wachstumstreiber bleiben angesichts der niedrigen Inflation, geringer Zinsen, dem guten Arbeitsmarkt und steigenden Löhnen", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von ING, Carsten Brzeski.

"Dagegen gingen die Investitionen im Vergleich zum ersten Quartal zurück", erklärten die Statistiker. In Ausrüstungen wie Maschinen wurden 2,4 Prozent weniger investiert, in Bauten wegen Vorzieheffekten durch den milden Winter 1,6 Prozent weniger. "Die Achillesferse der Wirtschaft bleibt der Mangel an neuen Investitionen", sagte Volkswirt Brzeski. "Um die Investitionen in einer alternden Gesellschaft anzuschieben, bedarf es der Unterstützung vonseiten der Regierung." Geld dafür wäre da: Der Staat schaffte im ersten Halbjahr einen Überschuss von 18,5 Milliarden Euro.

Die Bundesbank rechnet ungeachtet der Verunsicherung durch das Anti-EU-Votum der Briten auch im laufenden Sommerquartal mit einem merklichen Wachstum. Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr ein Plus von 1,7 Prozent. Das wäre genauso viel wie 2015. Im kommenden Jahr sollen es dann 1,5 Prozent sein.

rtr