Erwartet wird, dass die Notenbank den Leitzins für die Geldversorgung des Bankensystems, der seit September 2014 auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent liegt, nicht antastet. Die Finanzmärkte wollen nach Bekanntgabe des Zinsbeschlusses von EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag unter anderem wissen, wie es mit dem großangelegten Staatsanleihen-Kaufprogramm weitergeht und ob sich bereits positive Effekte in der Wirtschaft zeigen.

Mit dem insgesamt 1,14 Billionen Euro schweren Programm will Draghi die aktuell noch sehr niedrige Inflation nach oben treiben und der Konjunktur einen Schub geben. Im Mai lag die Teuerungsrate nur bei 0,3 Prozent, die EZB strebt aber knapp zwei Prozent an. Mit den Bondkäufen sollen Banken dazu bewogen werden, mehr Kredite an die Wirtschaft zu vergeben - anstatt selbst das Geld in Anleihen oder andere Wertpapiere zu investieren. Inwieweit die EZB damit Erfolg hat, dürften auch die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen der Währungshüter zeigen.

Darüber hinaus dürfte der ungelöste Schuldenstreit mit Griechenland im Blickpunkt stehen. Einem Insider zufolge hat die EZB weitere Nothilfen der Athener Notenbank an Hellas-Geldhäuser abgesegnet. Demnach wurde die Obergrenze für Liquiditätshilfen um 500 Millionen auf inzwischen 80,7 Milliarden Euro erhöht. Griechische Institute sind stark auf diese Notmaßnahmen angewiesen, da Bankkunden im Zuge der Krise Milliarden von ihren Konten abgezogen haben. Draghi wird auf der Pressekonferenz voraussichtlich danach gefragt werden, wie es mit diesen Notkrediten weiter gehen soll.