EZB-Präsident Mario Draghi wird die Presse am Donnerstag wie gewohnt um 14.30 Uhr über seinen Kurs informieren - allerdings nicht mehr im alten Euro-Tower in der Frankfurter Innenstadt, sondern zum ersten Mal im neuen Hauptquartier der Notenbank im Osten der Mainmetropole.

Draghi und sein Vizepräsident Vitor Constancio hatten die Tür für Staatsanleihenkäufe - im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannt - in den vergangenen Wochen weit geöffnet. Viele Ökonomen rechnen damit, dass die EZB bereits im ersten Quartal 2015 eine Grundsatzentscheidung dazu treffen könnte. Durch einen solchen Schritt würde künstlich Inflation erzeugt - mit dem Ziel, dass auch die maue Konjunktur anzieht und nicht in eine ruinöse Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkender Nachfrage der Verbraucher und Investitionen der Unternehmen rutscht.

Zwar scheint Draghi eine komfortable Mehrheit im 24-köpfigen EZB-Rat für Staatsanleihenkäufe sicher, mit denen schon die US-Notenbank die dortige Wirtschaft nach der Finanzkrise wieder in Schwung gebracht hat. Alleine ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann allerdings nicht mit seiner ablehnenden Haltung. Erst vergangene Woche hatte sich die deutsche EZB-Direktorin und frühere Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger kritisch geäußert. Ihre Kosten-Nutzen-Abwägung eines größeren Staatsanleihenkaufprogramms falle aktuell "nicht positiv" aus. Die Hürde für neue Maßnahmen der EZB sei aus ihrer Sicht "sehr hoch".

Viele Beobachter sehen das ähnlich: Einige bereits beschlossene Maßnahmen wie der Kauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen sind gerade erst angelaufen. Am 11. Dezember stellt die EZB den europäischen Banken zudem viele Milliarden Euro an frischer Liquidität zur Verfügung. All das geschieht vor dem Hintergrund einer immer niedrigeren Teuerung in den Euro-Ländern. Zuletzt hatte die Inflationsrate bei nur noch 0,3 Prozent gelegen, die EZB peilt eigentlich knapp zwei Prozent an - quasi als Sicherheitsabstand zur gefürchteten Deflation. Mit Spannung erwarten Fachleute deshalb die neuen Prognosen der EZB-Volkswirte für das Wirtschaftswachstum und die Teuerung. Es gilt als sicher, dass diese abermals gesenkt werden.

Reuters