Die Europäische Zentralbank (EZB) diskutiert an diesem Vormittag über eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik. Börsianer erwarten, dass die Ratsmitglieder eine Verstärkung des bereits auf 1,14 Billionen Euro angelegten Anleihen-Kaufprogramms beschließen werden. Zudem rechnen viele Marktteilnehmer mit einer Verschärfung des Strafzinses für Banken, wenn diese bei der EZB überschüssiges Geld parken. Nur wenige Experten gehen hingegen von einer weiteren Senkung des Leitzinses aus, der schon länger auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent liegt.
Die Notenbank will ihren Zinsbeschluss um 13.45 Uhr (MEZ) bekanntgeben. Weitere Schritte könnte EZB-Präsident Mario Draghi dann auf der Pressekonferenz um 14.30 Uhr in Frankfurt vorstellen.
Draghi bereitet vor allem die Mini-Inflation im Euro-Raum Sorge, die bislang trotz der sehr expansiven Geldpolitik nicht steigen will. Im November legten die Preise lediglich um 0,1 Prozent zu. Das ist deutlich von den knapp zwei Prozent entfernt, die die EZB als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt. Der Italiener hatte die Finanzmärkte zuletzt bereits auf mögliche Schritte vorbereitet, in dem er in Aussicht stellte, wenn erforderlich alles zu tun, um die Inflation schnellstmöglich wieder in die Nähe des EZB-Ziels zu hieven. Als Stellschrauben nannte Draghi unter anderem Größe und Dauer des seit März laufenden Anleihen-Kaufprogramms.
Mit den Käufen sollen die Anleihen-Renditen gedrückt werden, damit diese Papiere als Investment für Geldhäuser unattraktiver werden. Stattdessen sollen sie mehr Kredite an Firmen und Haushalte vergeben. Das würde die Konjunktur anschieben und in der Folge auch für mehr Preisauftrieb sorgen.
Reuters