Zwar entwickle sich die Nachfrage im Euro-Raum weiter positiv, sagte Draghi am Dienstag in Frankfurt. "Sorgen über die Wachstumsaussichten in Schwellenländern und andere externe Faktoren schaffen aber Gefahren für die Wachstums- und Inflationsaussichten." Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sei willens und bereit, wenn erforderlich, alle ihm zur Verfügung stehenden Instrumente einzusetzen.
Die Preise in der 19-Ländergemeinschaft ziehen zurzeit trotz der ultralockeren Geldpolitik der EZB nicht an. Sie waren im Oktober auf Vorjahresniveau verharrt, nachdem sie im September sogar um 0,1 Prozent gefallen waren. Die EZB strebt als idealen Wert für die Wirtschaftsentwicklung aber eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an. Mit ihrer Geldpolitik will die EZB verhindern, dass die Preise auf breiter Front fallen, was eine Wirtschaft lähmen kann.
In einigen Ländern werde gefordert, dass die EZB mehr tun solle, sagte Draghi. "In Deutschland, wie Sie wissen, ist das Gegenteil der Fall." Die ultralockere Geldpolitik der Euro-Wächter hat in der Politik und bei vielen Volkswirten in Deutschland wenig Freunde. Die Bundesbank stand dem laufenden großen Anleihen-Kaufprogramm der EZB von Anfang an kritisch gegenüber. "Eine Sorge ist, dass die niedrigen Zinssätze Sparer unfairerweise bestrafen", sagte Draghi. Er verwies auf eine Studie der Bundesbank, wonach die Rendite der Haushalte auf ihre Sparanlagen seit 2008 im Schnitt bei 1,5 Prozent lag. Das sei zwar schlechter als vor der Finanzkrise, aber immer noch besser als in manch anderen Zeitabschnitten seit Anfang 1990.
Zu ihrer Ratssitzung am 3. Dezember werden den Währungshütern neue Inflations- und Konjunkturprognosen ihrer Stäbe zur Verfügung stehen. Die EZB hat angekündigt, dass diese in ihre Entscheidung über eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik einfließen werden.
Reuters