Die negativen Einlagenzinsen seien nicht das größte Problem. Ihr Beitrag zu niedrigen Bankgewinnen sei begrenzt. Die Institute sollten mehr über ihre Kosten nachdenken.
Zur Wachstumsverlangsamung in der Euro-Zone sagte der Franzose, es sei sehr unsicher, wie lange und wie stark die Abschwächung sein werde. Die Unsicherheit habe politische Gründe. "Das Wachstum kommt nur dann in der zweiten Jahreshälfte zurück, wenn sich Lösungen beim Handelsstreit abzeichnen", sagte Coeure.
COEURE - SEHE KEIN GELDPOLITISCHES ARGUMENT FÜR STAFFELUNG
Der negative Einlagenzins ist nach Einschätzung von Coeure nicht der wichtigste Faktor dafür, dass die Zinsen so niedrig sind. "Wenn wir etwas ändern, muss es einen geldpolitischen Grund dafür geben. Im Augenblick sehe ich das geldpolitische Argument für eine Staffelung nicht", sagte der Notenbanker.
Banken in der Euro-Zone müssen schon seit längerem Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei der Europäischen Zentralbank (EZB) horten. Seit März 2016 liegt der Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent. Vor allem Institute in Nordeuropa hatten geklagt, die lange bestehenden Negativzinsen würden ihre Erträge bremsen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuletzt in Aussicht gestellt, dass die Nebenwirkungen der tiefen Zinsen geprüft werden könnten.
Auch Coeure hält es für notwendig, dass sich die EZB die Entwicklung genau ansieht. Von der Staffelung würden vor allem die Banken mit hoher Überschussliquidität profitieren, von denen viele in Frankreich und Deutschland säßen, wo die Kreditvergabe ohnehin schon hoch sei, sagte er. "Es gibt also bisher keinen Beweis, dass der negative Einlagenzins schlecht für die Kreditvergabe ist. Eher umgekehrt."
rtr