EZB-Direktor: Wende in Geldpolitik nicht mehr weit entfernt
· Börse Online RedaktionAuf der nächsten Ratssitzung der Notenbank werde besprochen, ob ein langsames Zurückfahren der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe angebracht sei. Im Augenblick sei dies aber aus seiner Sicht "in Anbetracht der Fragilität des europäischen Wachstumspfades noch leicht verfrüht". Man könne sehr großen Schaden anrichten, wenn man zu rasch zu stark reagiere.
Zuletzt hat der Druck auf die Notenbank etwas nachgelassen, immer größere Geschütze aufzufahren, um für mehr Inflation im Währungsraum zu sorgen. Die EZB hält die Leitzinsen seit längerem auf einem Rekordtief von null Prozent. Zudem erwirbt sie seit März 2015 Staatsanleihen der Euro-Länder. Das Kaufprogramm ist auf 1,74 Billionen Euro angelegt und soll noch bis mindestens Ende März 2017 laufen. Zuletzt nahm die Teuerung dank im Jahresvergleich wieder steigender Ölpreise leicht zu. Waren und Dienstleistungen kosteten im Oktober durchschnittlich 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Noch im September waren es nur 0,4 Prozent. Die EZB strebt aber eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft an.
"Wie Sie gesehen haben, hat sich auch die amerikanische Zentralbank sehr behutsam an eine Normalisierung herangetastet", erläuterte Mersch. Die EZB werde dies ebenfalls mit der gebotenen Behutsamkeit tun. "Und deshalb möchte ich keine exzessiven Erwartungen schüren in Anbetracht unserer nächsten Sitzung." Der EZB-Rat trifft sich am 8. Dezember zu seiner letzten geldpolitische Tagung in diesem Jahr. Die Diskussion über die Programme könne sich aber auch über mehrere Sitzungen erstrecken, so Mersch.
Der Luxemburger betonte zugleich, dass die billionenschweren Anleihenkäufe nicht von Dauer seien. "Sie sind als temporäre Maßnahmen eingesetzt worden und müssen daher so bald wie möglich wieder zurückgefahren werden." Angesichts der Volumina werde dafür allerdings einige Zeit erforderlich sein. Die EZB und die nationalen Notenbanken hatten zuletzt pro Monat Wertpapiere im Volumen von 80 Milliarden Euro erworben.
rtr