Was plant die EZB?
Nach übereinstimmenden Presseberichten bereitet die EZB eine milliardenschweres Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen vor. Den Berichten zufolge könnte die EZB ab voraussichtlich März monatlich Staatsanleihen im Volumen von 50 Milliarden Euro kaufen. Über die geplante Dauer der Anleihekäufe gehen die Berichte derzeit auseinander. Offenbar ist das Programm für mindestens ein Jahr angelegt und soll eventuell Ende 2016 auslaufen.
Warum plant die EZB den milliarden-schweren Aufkauf von Staatsanleihen?
Die EZB treibt die Sorge vor einer möglichen Deflation in der Eurozone um. Nach den jüngst veröffentlichten Daten fielen die Preise in der Eurozone zuletzt um 0,2 Prozent. Das ist meilenweit vom EZB-Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent entfernt. Um einer möglichen Deflation entgegen zu wirken, will die EZB die Kapitalmärkte nun massenhaft mit Geld fluten - im Fachjargon Quantitative Easing (QE). Denn sinkende Preise gelten als Gift für Volkswirtschaften: In der Hoffnung auf weitere Preisrückgänge verschieben Verbraucher geplante Anschaffungen auf später. Das dämpft den Konsum und drückt auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Es droht eine gefährliche Abwärtsspirale.
Gibt es bereits Beispiele für milliarden-schwere Anleihekäufe der Notenbanken?
Ja. Die Notenbanken in Japan, den USA und Großbritannien haben versucht, ihre Volkswirtschaften im Rahmen riesiger Quantitative-Easing-Programme zu stabilisieren und wieder auf Vordermann zu bringen.
Auf Seite 2: Wie die bisherigen Erfahrungen miit milliarden-schwere Anleihekäufe sind
Wie wirksam sind milliarden-schwere Anleiheaufkäufe?
Das ist unter Ökonomen umstritten. Zwar führen massenhafte Käufe von Staatsanleihen indirekt zu rückläufigen Zinsen, womit Unternehmen günstiger an Geld für Investitionen kommen. Außerdem drücken sinkende Zinsen tendenziell auf den Wechselkurs, womit Exporte günstiger werden, was die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus dem jeweiligen Herkunftsland ankurbelt. Allerdings ist unklar, ob QE-Programme tatsächlich die richtige Medizin im Kampf gegen Deflation und Rezession ist. So ist etwa Japan trotz eines im April 2013 massiv ausgeweiteten QE-Programms gerade wieder in die Rezession gerutscht. Die USA feiern nach einer jahrelangen Talfahrt zwar derzeit ein glänzendes Comeback. Auch Großbritannien hat sich inzwischen wieder zurückgemeldet. Doch ob und welchen Anteil daran die milliarden-schweren Anleihekäufe haben, ist bislang ungeklärt. Man könne nicht wissen, wie die Entwicklung ohne diese Programme ausgesehen hätte, sagen viele Wirtschaftswissenschaftler lapidar.
Auf Seite 3: Welche Kritik es an den EZB-Plänen gibt
Welche Bedenken gibt es gegen ein solches Vorgehen?
Viele Beobachter sehen ein QE-Programm in der Eurozone äußerst kritisch. Quantative Easing könne nur die Ultima Ratio in einer schweren Krise sein. Dies sei derzeit aber nicht gegeben, moniert etwa die Deutsche Kreditwirtschaft, der Dachverband der deutschen Volks- und Raiffeisenverbände, Sparkassen und privaten Banken. Die EZB agiere ohne Not, heißt es. Außerdem führe das Vorgehen zu historisch niedrigen Zinsen, worunter vor allem Sparer litten. Zudem verweisen viele Experten auf die Folgen für große Investoren. Fonds, Versicherer oder Pensionskassen sind auf eine einigermaßen attraktive Verzinsung angewiesen. Sinken die Renditen von Anleihen, können vertragliche Zusagen etwa für Lebensversicherungen kaum noch eingehalten werden. Dies führe zu einem steigenden Anlagenotstand. Angesichts dessen weichen immer mehr Investoren auf Aktien aus. Das sorge zwar für steigende Kurse. Bei einem Kurswechsel der Geldpolitik gebe es jedoch erhebliche Rückschlagsgefahren.
Auf Seite 4: Szenarien: Wie die Börsen auf eine mögliche Entscheidung reagieren dürften
Szenarien: Worauf sollten sich Anleger einstellen?
Das hängt davon ab. Wenn sich die EZB zu einem großen Paket im Volumen von 750 Milliarden Euro durchringen kann, dürfte das an den Börsen tendenziell zu einem positiven Impuls führen. Reicht es für 1000 Milliarden Euro, könnten die Aktienmärkte einen ordentlichen Satz nach oben machen. Eher belastend würde sich eine Entscheidung im Bereich von 500 Milliarden Euro auswirken. Vertagt die EZB hingegen die Entscheidung zu Anleihekäufen oder verzichtet komplett auf ein QE-Programm, dürften die Börsen ziemlich rasch auf Tauchstation gehen.