Die Europäische Zentralbank hatte auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag - anders als von manchen Experten erwartet - keinen weiteren Mini-Schritt in Richtung Eindämmung der Geldflut gewagt. EZB-Chef Mario Draghi kündigte an, im Herbst werde die Diskussion stattfinden. Ein konkretes Datum werde bewusst nicht genannt.

"Alle Dinge weisen auf den Oktober hin", sagte einer der Insider. Es gebe wenig zu entscheiden im September - der Dezember sei hingegen als Termin zu spät. "Es ist nicht klug, zu viel im September zu erwarten", sagte eine weitere Person. Vor der Zinssitzung am Donnerstag hatten viele Experten noch das Treffen am 7. September als den wahrscheinlichsten Termin für eine große Weichenstellung angesehen. Denn dann werden den Währungshütern auch neue Inflations- und Konjunkturprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder erwerben seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere - momentan für 60 Milliarden Euro pro Monat. Dieses Tempo soll noch bis mindestens Ende 2017 beibehalten werden. Mit den in Deutschland umstrittenen Käufen sollen Banken dazu bewogen werden, weniger in diese Titel zu investieren und stattdessen mehr Kredite auszureichen. Ziel ist es, die Konjunktur und die unerwünscht niedrige Inflation anzuschieben. Ökonomen erwarten, dass die EZB die Käufe ab Januar 2018 verringert und dann allmählich auf null herunterfährt. Sie gehen zudem davon aus, dass die EZB den Finanzmärkten genügend Vorlauf geben wird, um sich auf Veränderungen bei den Wertpapierkäufen einzustellen.

KURS DER VORSICHTIGEN SCHRITTE RICHTUNG WENDE



Mit einer Entscheidung bei der Sitzung am 26. Oktober würde die Notenbank auch nicht mitten in der Schlussphase des Bundestagswahlkampfs eine große Weichenstellung vornehmen. Zudem werden erst nach der September-Sitzung wichtige Konjunkturdaten zum Arbeitsmarkt in der Euro-Zone erwartet. Die schwache Lohnentwicklung in vielen Mitgliedsländern war zuletzt ein wichtiger Grund für die trotz günstiger Konjunktur eher schwache Inflationsentwicklung.

Die Teuerung lag im Juni im Währungsraum lediglich bei 1,3 Prozent - die EZB strebt aber knapp zwei Prozent als idealen Wert für die Wirtschaft an. Draghi hatte auf einer Veranstaltung in Portugal im Juni angedeutet, dass die Notenbank künftig einen etwas weniger expansiven Kurs fahren könnte. Zuvor hatte die EZB bereits einen Mini-Schritt Richtung Kurswende gewagt, indem sie die Option auf weitere Zinssenkungen aus ihrem Ausblick strich.