128 Geldhäuser aus dem Euro-Raum sicherten sich bei der längerfristigen Kreditlinie, die im Fachjargon "TLTRO" genannt wird, insgesamt 73,79 Milliarden Euro, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Von Reuters befragte Geldmarkthändler hatten im Schnitt nur mit 60 Milliarden Euro gerechnet. Das Geld muss am 26. September 2018 zurückgezahlt werden.
Im vergangenen Jahr hatten die Währungshüter beschlossen, bis Mitte 2016 mehrere der großen TLTRO-Tranchen in das Finanzsystem zu pumpen. Banken dürfen diese extrem billigen Kredite nur dann behalten, wenn sie mehr Darlehen an die Wirtschaft ausreichen als zuletzt. Beim dritten derartigen Geschäft im März hatten sich 143 Institute aus den Euro-Ländern insgesamt 97,8 Milliarden Euro gesichert. Im Vorfeld der jüngsten Transaktion war insbesondere mit kräftiger Nachfrage seitens italienischer Banken gerechnet worden. Details zu einzelnen Ländern nannte die EZB jedoch nicht.
Die Annahme der Geldspritze sei ein weiteres positives Signal für den Bankensektor, erklärte Jennifer McKeown vom Marktforschungshaus Capital Economics. "Aber wir bezweifeln, dass damit ein starker Anstieg der Kreditvergabe vorauszusagen ist." Es sei vor allem Aufgabe des größeren Anleihen-Kaufprogramms der EZB, die Konjunktur zu beleben. "Und selbst das muss möglicherweise ausgeweitet werden." Seit März erwirbt die EZB massenhaft Staatsanleihen der Euro-Länder, um diese Papiere für Banken weniger attraktiv zu machen. Geldhäuser sollen stattdessen mehr Kredite ausreichen - die Konjunktur soll so angeschoben und die zuletzt sehr niedrige Inflation nach oben getrieben werden.
Reuters