Kontinuität und Beständigkeit in der Geldpolitik seien angesichts der Unsicherheiten besonders gerechtfertigt. Die nächste Zinssitzung findet am 13. Dezember in Frankfurt statt. Die Euro-Wächter stimmten laut Protokoll weitgehend darin überein, dass sich Risiken und Chancen für die Wirtschaft weiterhin die Waage halten. Es gab aber auch eine Stimme, welche die Wachstumsaussichten pessimistischer einstufte. Dabei spielten die Handelskonflikte eine Rolle, weil Firmen ihre Investitionen verschieben würden.
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet wies unterdessen in einem Interview mit dem "Handelsblatt" darauf hin, dass sich das Wachstum im Euro-Raum normalisiere. "Man darf nicht vergessen, dass es in den vergangenen beiden Jahren außergewöhnlich hoch war". Es gebe es eine Reihe von Risiken, wie etwa Protektionismus, die Verwundbarkeit einiger Schwellenläner und die Schwankungen an den Börsen. Doch es bestünden nicht nur Gefahren: "Es kann ja auch bei einigen Risiken besser laufen als befürchtet." So könne ein Brexit-Abkommen die Stimmung verbessern. "Und der Handelskonflikt kann sich schlussendlich entspannen."
Zu den Spekulationen um mögliche neue EZB-Langfristkredite (TLTRO), sagte Praet, diese seien 2014 und 2016 aufgelegt worden, um die schwache Kreditvergabe zu stützen. Inzwischen habe sich diese aber verbessert. "Auf jeden Fall ist es jetzt zu früh, um über einen neuen TLTRO zu entscheiden." Die erste Tranche dieser großen Liquiditätsspritzen wird Mitte 2020 auslaufen. Ab Mitte 2019 müssen sich Geldhäuser deshalb womöglich aus regulatorischen Gründen nach alternativen Finanzmitteln unschauen. "Banken wissen das und bereiten sich ja auch darauf vor," sagte Praet.
Die EZB hat in Aussicht gestellt, ihre billionenschweren Anleihenkäufe zum Jahresende einzustellen. Die Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren waren in den vergangenen Jahren das wichtigste Instrument der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen eine schwache Konjunktur und eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation. Die Leitzinsen, die seit März 2016 bei 0,0 Prozent liegen, will sie noch bis mindestens über den Sommer 2019 hinaus nicht antasten.
rtr