Dann würden die Währungshüter womöglich signalisieren, dass sich die EZB in Richtung Verringerung ihrer massiven Konjunkturhilfen bewege. Nach Jahren im Krisenmodus und hartnäckig niedrigen Inflationsraten müssten die Euro-Wächter aber vorsichtig vorgehen.

Den Insidern zufolge könnte die EZB im Juni ihren geldpolitischen Ausblick ändern. Einige oder alle Bezüge auf Gefahren für die Konjunkturaussichten, auf möglicherweise noch niedrigere Zinsen oder auf eine mögliche Aufstockung oder Verlängerung der Anleihenkäufe könnten dann gestrichen werden. "Ich kann nicht sagen, wie schnell das geschehen wird, weil das von den Daten abhängig ist", so einer der Insider.

Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Reuters-Informationen ab.

WIEDER MEHR FOKUS AUF KONJUNKTUR UND INFLATION



Nach der ersten Wahlrunde in Frankreich droht den Euro-Wächtern nicht mehr das Szenario einer Stichwahl zwischen zwei Euro-skeptischen Kandidaten. Experten gehen davon aus, dass der Sieger der ersten Runde, der unabhängige linksliberale Emmanuel Macron, die Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, in der Stichwahl am 7. Mai schlagen wird. Tritt dies ein, kann sich die Euro-Notenbank wieder mehr auf Konjunktur- und Inflationsthemen konzentrieren und müsste sich nicht mehr so stark mit politischen Risiken auseinandersetzen.

Viel wird nun davon abhängen, ob die weiteren Wirtschaftsdaten für den Euro-Raum einen nachhaltigen Trend der Inflation in Richtung der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent erkennen lassen. Im März lag die Teuerung bei 1,5 Prozent. "Wir müssen eine Menge Vorsicht walten lassen, bevor wir irgendwelche Änderungen vornehmen", sagte ein weiterer Insider. Erst am Freitag hatte EZB-Präsident Mario Draghi die massive Konjunkturhilfe als weiterhin notwendig bezeichnet.

Die EZB hält die Leitzinsen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem kauft sie seit mehr als zwei Jahren Anleihen und andere Wertpapiere auf, um Banken zu einer stärkeren Kreditvergabe zu bewegen. Das Programm soll noch bis mindestens Ende 2017 laufen und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen.

rtr