EZB-Chefin Christine Lagarde hatte zuvor in einem Interview mit Bloomberg TV angekündigt, dass auf der Sitzung am 22. Juli der in der Fachwelt "forward guidance" genannte geldpolitische Ausblick überprüft werden wird.

"Ja, es wird einige interessante Variationen und Veränderungen geben," sagte sie. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) umfasst der Ausblick unter anderem Angaben dazu, unter welchen Bedingungen die Leitzinsen künftig wieder steigen werden. Dabei wird auf das Inflationsziel Bezug genommen, das aber inzwischen verändert wurde. Denn die Euro-Wächter streben nun mittelfristig eine Inflation im Euro-Raum von zwei Prozent an statt wie bisher von unter, aber nahe zwei Prozent. Wenn die Zinsen aber in der Wirtschaft schon extrem niedrig liegen und die EZB deshalb besonders kräftig reagieren muss, will sie auch vorübergehend ein leichtes Übertreffen des Inflationsziels hinnehmen.

Aus Sicht des slowakischen Notenbankchefs Peter Kazimir hat sich in den vergangenen Jahren eine tiefe Inflation eingegraben. "Und unsere überarbeitete Strategie besagt, dass wir nicht zulassen, dass dies in der Zukunft passiert", twitterte er am Montag. Das neue geldpolitische Ziel sei zudem klar und einfach. "Diese Klarheit stärkt unseren Werkzeugkasten und sorgt wie erwünscht für eine bessere Verankerung von Inflationserwartungen."

Laut EZB-Vize de Guindos hat die EZB allerdings keine konkrete Dauer im Blick, wie lange bei einem extrem niedrigen Zinsumfeld eine Inflation über der Zielmarke hingenommen werden kann. "Wir können tolerieren, wenn die Inflation über das Ziel von zwei Prozent hinausgeht, aber wir werden keine konkrete, sehr spezifische, bestimmte Kalibrierung haben", sagte er.

Lagarde und de Guindos wiesen beide außerdem darauf hin, dass die Euro-Notenbank weiter die Erholung der Wirtschaft von den Pandemie-Fokgen unterstützen werde, die im Gange sei. Lagarde zufolge ist aber die Zeit noch nicht gekommen, um über ein Zurücknehmen der geldpolitischen Krisen-Hilfen zu sprechen. Sie erwarte, dass das auf 1,85 Billionen Euro angelegte Notfall-Anleihenkaufprogramm PEPP noch mindestens bis März 2022 fortgesetzt werde. Nach dem März werde es womöglich in ein neues Format übergehen.

rtr