"Lasst uns eine große Senkung vornehmen", sagte eines der Ratsmitglieder. Zwei der Ratsmitglieder äußerten, es gebe keine Zweifel, dass die EZB auf ihrer Zinssitzung am 3. Dezember handeln werde, da die Inflation im Währungsraum immer noch an der Nulllinie verharrt. Einem dritten Top-Notenbanker zufolge wäre eine Senkung des Einlagenzinses der am wenigsten umstrittene geldpolitische Schritt. Er würde Banken stärkere Anreize geben, mehr Kredite an Firmen und Haushalte zu vergeben. Zudem könne er auch den Euro-Wechselkurs drücken, wenn in der Folge Investoren auf der Suche nach mehr Rendite zusätzliches Geld außerhalb des Währungsraums anlegen. Importe würden dann teurer, und die Inflation dürfte zunehmen.
VORBILD SCHWEIZ UND DÄNEMARK
Laut einer mit der Situation vertrauten Person arbeitet die EZB aktuell an rund 20 verschiedenen Handlungsvorschlägen, wovon die meisten das große Anleihen-Kaufprogramm der Währungshüter beträfen. Die Zahl werde allerdings noch eingegrenzt. Einem der Top-Notenbanker zufolge könnte der Einlagensatz auf minus 0,5 oder sogar auf minus 0,7 Prozent herabgesetzt werden nach dem Vorbild der Zentralbanken Dänemarks und der Schweiz. In Dänemark liegt der Einlagenzins aktuell bei minus 0,75 Prozent. Für die Euro-Zone wurde an den Finanzmärkten zuletzt eine Kürzung um etwa 0,1 Prozentpunkte erwartet.
Die EZB hatte bereits angekündigt, wegen der hartnäckig niedrigen Inflation nötigenfalls die Geldschleusen noch weiter zu öffnen. Auf ihrer Zinssitzung im Dezember will sie prüfen, ob die Geldpolitik die Wirtschaft noch ausreichend ankurbelt. Seit März pumpt die EZB mit ihrem Anleihen-Kaufprogramm Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Das in Deutschland umstrittene Programm soll die Kreditvergabe ankurbeln und die Teuerung nach oben treiben.
Reuters