Mit der ganz großen Geldflut nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed will Draghi der Konjunktur in der Euro-Zone auf die Sprünge helfen und die Inflation wieder in Richtung der angepeilten Zielmarke von knapp zwei Prozent hieven. "Wir haben bereits eine erhebliche Anzahl von positiven Auswirkungen dieser geldpolitischen Entscheidungen gesehen", warb der Italiener für sein Programm. Die Währungshüter hoben zudem ihre Konjunkturprognosen für die Euro-Zone deutlich an.
Die Notenbank hatte im Januar beschlossen, von März an monatlich Staatsanleihen und weitere Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro anzukaufen. Allein die Ankündigung hatte bereits die Renditen vieler Bonds auf Rekord-Tiefststände gedrückt. Die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen sank zum Beispiel auf unter 1,3 Prozent. Die Rendite der fünfjährigen Bundesanleihe liegt sogar im negativen Bereich.
Das Gesamtvolumen des Programms - im Fachjargon "Quantitative Easing" (QE) genannt - soll bei rund 1,14 Billionen Euro liegen. Es soll bis September 2016 laufen und ist eines der weltweit größten Ankaufprogramme dieser Art. Auch Staatsbonds mit negativen Renditen können gekauft werden: "Wie weit negativ werden wir gehen? Bis zum Einlagenzinssatz", sagte Draghi. Dieser liegt aktuell bei minus 0,2 Prozent.
Mit dem Programm will der Italiener verhindern, dass die Wirtschaft in eine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen auf breiter Front und nachlassenden Investitionen abrutscht. Im Februar lag die Teuerungsrate in der Euro-Zone bei minus 0,3 Prozent.
Die Leitzinsen beließen die Zentralbanker auf ihrer auswärtigen Zinssitzung in Nikosia auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Dort liegt der Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems bereits seit September.
Draghi äußerte sich auf der Pressekonferenz angesichts des niedrigen Ölpreises und des schwachen Euro auch zuversichtlicher zu den Wachstumsaussichten in der Euro-Zone. "Nach vorne blickend gehen wir davon aus, dass sich die wirtschaftliche Erholung graduell verbreitert und verstärkt." Die EZB-Fachleute hoben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im Währungsraum in diesem Jahr auf 1,5 von bislang von 1,0 Prozent an. Für 2016 werden 1,9 (bisher 1,5) Prozent erwartet. 2017 sollen es dann sogar 2,1 Prozent sein. Die Inflationsprognose der EZB sieht nun für das laufende Jahr Stagnation vor - im Dezember war noch eine Teuerung von 0,7 Prozent erwartet worden.
Reuters