Die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde (14:30 Uhr)
Experten sagten dazu in ersten Kommentaren:
CARSTEN BRZESKI, CHEFVOLKSWIRT ING
"Den jüngsten Kommentaren nach zu urteilen ist die Zentralbank eindeutig nicht zufrieden damit, dass die Finanzmärkte bereits 2022 eine Zinserhöhung eingepreist haben. Wir erwarten, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde erneut betont, dass eine höhere Inflation vorübergehend ist, auch wenn die Definition von vorübergehend überzogen ist. Zudem dürfte sie auch die Unterscheidung zwischen Anleihekäufen (und deren potenzieller Verringerung) einerseits und Zinserhöhungen andererseits deutlich machen. Während eine Reduzierung der Anleihenankäufe näher sein könnte, als manche vielleicht denken, ist eine Zinserhöhung definitiv noch in weiter Ferne."
JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK
"Ich warne davor, die längerfristigen Inflationsrisiken kleinzureden. Die EZB dürfte weiter einen großen Teil der Haushaltsdefizite durch den Kauf von Staatsanleihen finanzieren, wodurch zu viel Geld in Umlauf gerät. Auch die Klimapolitik und die in Gang gekommene De-Globalisierung sprechen für steigende Inflationsrisiken. Es wird Zeit, dass die EZB ihre äußerst lockere Geldpolitik beendet."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT BANKHAUS LAMPE
"Die EZB dürfte den Inflationsanstieg weiter als 'temporär' bezeichnen und eine geldpolitische Reaktion nicht zeigen. Eine Leitzinsanhebung liegt unverändert in weiter Ferne."
OTMAR LANG, CHEFVOLKSWIRT TARGOBANK
"Unter den großen Notenbanken ist die EZB der größte Zinsbremser. Das BIP-Wachstum im Euroraum wird im letzten Quartal des Jahres 2021 möglicherweise sogar negativ ausfallen. Unter diesen Umständen fiel es der obersten Währungshüterin Christine Lagarde heute leicht, den Kurs des braven Abwartens beizubehalten, ohne auch nur einen neuen Akzent zu setzen oder anzudeuten. So sorgte die EZB heute also einfach nur für Langeweile."
FRIEDRICH HEINEMANN, ÖKONOM ZEW
"Der EZB-Rat befindet sich derzeit noch in der Reflexionsphase, ob und wie er auf die für ihn überraschend starke Inflationsdynamik reagieren soll. Dabei ist es richtig, dass er jetzt nicht hektisch agiert und die Entscheidung über die Anleihekäufe wie kommuniziert erst in der Dezember-Sitzung treffen will. Die derzeit steigenden Inflationserwartungen sind dabei ein besonders starkes Argument für ein Ende der PEPP-Käufe im März 2022. Daran ändert auch die aktuelle Abkühlung der Konjunktur nichts."
RALF UMLAUF, ANALYST HELABA
"Dass die geldpolitische Ausrichtung bereits jetzt verändert wird, war nicht erwartet worden und so richtet sich der Fokus heute auf die EZB-Pressekonferenz um 14.30 Uhr. Vor allem dürften zwei Themen interessieren: Bleibt die EZB bei der Annahme, dass wesentliche Teile des Inflationsschubes vorübergehender Natur sind und wie werden die Anleihekäufe nach dem vermuteten PEPP-Ende im März 2022 fortgeführt? In jedem Fall erwarten wir, dass die EZB-Chefin das Aufkommen von Zinserhöhungserwartungen verhindert will."