Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Geldschleusen erneut aufgedreht. Das spiegelt zum einen die Rezessionsgefahr wider, zum anderen ist es ein Zeichen der Hilflosigkeit. Auch innerhalb der EZB gibt es starke Zweifel an der Wirkung der Maßnahmen. Die traditionellen Finanzmärkte haben die Entscheidung mit steigenden Preisen an den Aktienmärkten gefeiert. Der Bitcoin verharrt dagegen weiter in der Seitwärtsbewegung um die Marke von 10 000 US-Dollar.
Die weltweiten Tendenzen zur Lockerung der Geldpolitik und das zunehmende Misstrauen vieler Anleger gegenüber den manipulierten herkömmlichen Währungen werden den Bitcoin aber weiter stärken. Die Gefahr von Blasenbildungen, wie im Immobiliensektor zu beobachten, wächst. Das Fatale: Bei der nächsten Finanzkrise ist der Handlungsspielraum von Regierungen und Zentralbanken viel geringer als 2007. Dann kann der Bitcoin neben Gold seine Rolle als zentralbankunabhängiger und nicht manipulierbarer Wertspeicher ausspielen. Ein spannendes Szenario, das auch durch staatliche Verbote kaum zu unterbinden sein dürfte.
Überlegungen wie diese sollten strategisch denkende Bitcoin-Anleger immer in Erinnerung behalten, auch wenn die Kryptowährung kurzfristig stark schwankt. Denn dies wird weiterhin immer wieder passieren und widerspricht natürlich zunächst der Vorstellung vom Bitcoin als stabilem Wertspeicher. Dieser kurzfristigen Instabilität steht aber der langfristige Wertzuwachs gegenüber. Wohin die Reise geht, war beim Bitcoin kurzfristig noch nie seriös zu prognostizieren.
Aber der deutliche Anstieg in diesem Jahr unterscheidet sich doch stark von dem Hype Ende 2017, als sich der Preis innerhalb weniger Wochen vervierfachte und im Gesamtjahr sogar mehr als verzwanzigfachte. Dies zeigt auch ein Blick auf die Monatstiefststände seit Jahresbeginn. Lediglich im Februar lag der Tiefststand geringfügig unter dem von Januar. Danach ist er immer deutlich gestiegen, am stärksten natürlich während der Hausse von April bis Juli. Selbst in der folgenden Korrekturphase von Juli bis September fielen die Monatstiefs immer noch - wenn auch geringfügig - höher aus als im Vormonat. Beobachter werten dies als vernünftigere Akkumulation als beim Hype Ende 2017 und als Zeichen für einen nachhaltigeren Bullrun. Auch die neuen Rekordstände der Bitcoin-Hashrate sind positiv zu werten. Eine Garantie sind sie aber nicht. Im Jahr 2018 stieg die Hashrate sehr stark, gleichzeitig plumpsten die Preise in den Keller.
Neue Bitcoin-Investitionsvehikel
Mit der abgespeckten Version eines öffentlich zugänglichen Bitcoin-ETF könnte VanEck/SolidX den Weg zu einem öffentlichen ETF ebnen. Zwar hat die US-Börsenaufsicht SEC immer noch Bedenken wegen möglicher Preismanipulationen durch unregulierte Kryptobörsen und bezüglich der sicheren Aufbewahrung der Krypto-Assets. Doch es gibt langsam Fortschritte. Den jetzt emittierten Bitcoin-ETF können nur qualifizierte Investoren erwerben. Mit größter Spannung werden die ab 23. September gehandelten neuen und physisch zu beliefernden Bitcoin-Futures an der Bakkt erwartet. Zwar wurde auch schon darauf hingewiesen, dass die Einführung der ersten Bitcoin-Futures an der CME im Dezember 2017 den Beginn der drastischen Abwärtsbewegung markierte. Immerhin bietet der Future-Markt neben den Long-Positionen ja auch die Möglichkeit, über Short-Positionen auf fallende Preise zu wetten. Der Markt ist aber nicht überhitzt wie damals.
Trotz des vor zwei Wochen gebildeten Death Cross war Ethereum in der vergangenen Woche neben seinem Konkurrenten EOS der Coin mit der besten Wochenperformance unter den Top 10. Dies könnte sich aufgrund der guten fundamentalen Situation fortsetzen. Analysten zufolge ist die Nachfrage nach dem Netzwerk hoch. Seit zehn Tagen läuft Ethereum besser als der Bitcoin und ist durch die 50-Tages-Linie nach oben ausgebrochen. Damit steigt auch die Aussicht auf eine nachhaltige Outperformance.