Im vergangenen Jahr waren Investoren sogar noch fest von einer Zinsanhebung ausgegangen. Die EZB hat wegen der Konjunkturschwäche im Euro-Raum die angesteuerte Zinswende nach hinten geschoben.

Geldmarkt-Akteure stützen ihre Erwartungen auf die Kursentwicklung von Finanzinstrumenten. Dabei achten sie besonders auf die Terminkontrakte auf den Interbanken-Zins Eonia am 12. Dezember 2019, dem Tag der letzten EZB-Zinssitzung in diesem Jahr. Diese Futures sind Wetten auf den Stand des Satzes zu diesem Zeitpunkt. Im Eonia-Zins spiegelt sich wider, zu welchem Preis sich Geldhäuser untereinander kurzfristig Geld ausleihen. Geldmarkt-Spezialisten leiten aus der Differenz zwischen dem aktuellen Satz und den Futures ab, für wie wahrscheinlich Zinsschritte der EZB gehalten werden.

Maßgeblich für die Zinsentscheidungen der Notenbank ist die Inflationsentwicklung. Anleger haben wegen der wirtschaftlichen Schwächephase ihre Inflationserwartungen mittlerweile deutlich gesenkt. Das zeigt der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward, der ein wichtiges Börsenbarometer für diese Erwartungen ist. Es fiel am Donnerstag auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 1,3240 Prozent. Dies bedeutet: Investoren sehen die Inflation im Fünf-Jahres-Zeitraum ab 2024 bei etwa 1,3 Prozent. Damit würde die Teuerung auch dann noch deutlich unter der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent liegen.

rtr