Zugleich wollen die Währungshüter um Notenbankchef Jerome Powell das Tempo ihrer monatlichen Wertpapierkäufe von 120 Milliarden Dollar zur Stützung der Wirtschaft beibehalten. Powell wandte sich deutlich gegen Spekulationen über ein frühzeitiges Zurückfahren der Käufe. Daran sei angesichts der Misere am Arbeitsmarkt mit zig Millionen Amerikanern, die pandemiebedingt ohne Job seien, vorerst nicht zu denken: "Wir müssen sie wieder in Arbeit bringen."

Der neue US-Präsident Joe Biden will im Zusammenspiel mit der Finanzministerin und einstigen Fed-Chefin Janet Yellen ein großes Konjunkturprogramm durch den Kongress bringen, um eine Rezession abzuwenden und dem Heer von Arbeitslosen Hilfe zu leisten.. Die Corona-Krise laste weiter auf der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt und berge beträchtliche Risiken für den Konjunkturausblick, so die Fed. In den vergangenen Monaten habe sich das Tempo des wirtschaftlichen Aufholprozesses bereits verlangsamt. "Wir sind noch weit weg von einer vollständigen Erholung", betonte Powell.

"Die Fed sieht weiterhin Risiken für die Wirtschaft, zeigt sich aber damit zufrieden, dass die Fiskalpolitik jetzt die führende Rolle bei der Überwindung der aktuellen Schwächephase einnimmt", meint Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Diese hatten die Währungshüter immer wieder gefordert: "Jetzt, da die Politik auf diese Forderungen eingeht, wird die Fed ihr keine geldpolitischen Knüppel zwischen die Beine werfen."

LIQUIDITÄTSHAHN BLEIBT NOCH LANGE OFFEN


Die Debatte über ein im Fachjargon als "Tapering" bekanntes Zurückfahren der Wertpapierkäufe hatte der Chef des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, angestoßen. Dieser hofft, dass das Kaufprogramm bei einer erfolgreichen Impfkampagne "in recht kurzer Zeit" neu justiert werden kann. Powell betonte hingegen, es werde noch eine Weile dauern, bis Herdenimmunität erreicht sei. Das werde zudem ein Kraftakt. Der neue US-Präsident hat das Ziel ausgegeben, 100 Millionen Impfungen in 100 Tagen zu verabreichen.

"Auch wenn Jerome Powell alles daran setzte, Befürchtungen um einen möglichen Rückzug der Fed zu zerstreuen, verbleibt an den Finanzmärkten ein gewisses Misstrauen", so Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Denn die von Biden geplanten Finanzspritzen seien gewaltig. "Alleine das weitere Rettungspaket über 1,9 Billionen Dollar würde das Wachstum der US-Wirtschaft anschieben, dabei ist das Investitionsprogramm der neuen Administration im Weißen Haus noch nicht mit eingerechnet." Auch wenn die Diskussion um ein Herunterfahren der Käufe nicht so schnell versiegen werde, so bleibe der "Fed-Liquiditätshahn" doch noch lange weit geöffnet, meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Ein Tapering sei bei günstiger Konjunkturentwicklung nicht vor dem kommenden Jahr zu erwarten, sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert.

Powell zeigte sich zuversichtlich, dass das Verhältnis zu der neuen Finanzministerin Yellen "kooperativ" sein wird. Er sei sicher, dass es zu einem "guten Arbeitsverhältnis" kommen werde. Mit Yellen an der Spitze des Finanzministeriums werde sich das Verhältnis zwischen Geld- und Fiskalpolitik stark verbessern, meint Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW. Im Grunde wirke der Abgang von Donald Trump aus dem Weißen Haus für die US-Wirtschaft wie eine Zinssenkung: "Die Fed muss nicht länger die Kastanien aus dem Feuer holen und könnte bald sogar anfangen, den Ausstieg aus ihrer extrem expansiven Politik vorzubereiten."

rtr