Die US-Börsen bauten nach der von Experten erwarteten geldpolitischen Drosselung der US-Notenbank ihre Verluste aus. Bernanke hatte die Fed-Bilanz über Jahre mit enormen Geldspritzen auf fast vier Billionen Dollar aufgebläht und die Märkte weltweit mit Liquidität bei Laune gehalten. Zum Ende seiner Amtszeit lässt er die Notenpresse nun langsamer rotieren - mit negativen Folgen für die aufstrebenden Länder.
Totz der jüngsten Turbulenzen erwähnte die US-Notenbank die Nöte der Schwellenländer mit keinem Wort. Dabei hatten sich kurz vor dem US-Zinsentscheid Indien, die Türkei und Südafrika mit Zinserhöhungen verzweifelt gegen den Verfall ihrer Währungen gestemmt. US-Ökonom John Canally vom Finanzhaus LPL Financial in Boston geht davon aus, dass die Notenbank den "Pausenknopf" beim Herunterfahren ihres Konjunkturprogramms nur bei größeren Verwerfungen in den Schwellenländern drücken wird: "Soweit ist es aber noch nicht gekommen." Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, prophezeite, das absehbare Ende der Geldschwemme werde zu Marktschwankungen in einigen Schwellenländern führen.
DAS PENDEL SCHWINGT IN INDIEN & CO. ZURÜCK
Wegen der Straffung der US-Geldpolitik hatten sich Anleger zuvor aus aufstrebenden Ländern zurückgezogen, weil sie ihr Geld wieder gewinnbringender in den USA anlegen können. Lange Zeit hatten andere Volkswirtschaften von der lockeren Fed-Politik profitiert, da Gelder aus den USA in diese Länder abflossen, wo höheren Renditen winkten. Nun schwingt das Pendel zurück: Denn durch die steigenden Renditen werden Investitionen in den USA wieder attraktiver - Kapitalflucht aus den Schwellenländern ist die Folge.
Die Fed will ihr Anleihenprogramm 2014 schrittweise auslaufen lassen - dann unter der Ägide von Bernankes Nachfolgerin Janet Yellen, die im Februar auf den Fed-Chefsessel wechselt. Zugleich wird sie den Leitzins noch geraume Zeit nahe null halten, selbst wenn die angepeilte Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent längst erreicht sein sollte. Darauf hat sich die Fed festgelegt und sie wiederholte dieses Zinsversprechen nun erneut.
Yellen rechnet damit, dass sich der Aufschwung in den USA festigt und beim Wirtschaftswachstum dieses Jahr eine "3" vor dem Komma stehen wird. Sie wird also voraussichtlich eine weitere Normalisierung der US-Geldpolitik einleiten können. "Von einer robusten US-Wirtschaft werden über kurz oder lang auch die derzeit am Pranger stehenden Schwellenländer profitieren", meint Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. rtr