"Dass das Zinsniveau jetzt wieder auf dieser Höhe angelangt ist, zeigt, wie stark sich die Wirtschaft erholt hat", sagte Ökonom Nathan Sheets vom Vermögensverwalter PGIM. In den USA herrscht mittlerweile Vollbeschäftigung und die Fed erwartet für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent.
Um Investoren auf den strafferen Kurs vorzubereiten, strich die Notenbank eine bewährte Passage aus ihren Erläuterungen. Darin hatte sie für "geraume Zeit" konjunkturfördernde Zinsen signalisiert. Powell sagte, dass bereits "im nächsten Jahr oder so" ein annähernd neutrales Niveau erreicht sein dürfte, bei dem die Konjunktur weder angeschoben noch gebremst würde. Ab 2019 will Powell nach jeder Zinssitzung den Kurs vor der Presse erklären: "Das ist kein Signal in Sachen Tempo, sondern dient der besseren Kommunikation."
Hinter dem strafferen Kurs der Fed steht auch die Inflation, die sich dem Ziel der Notenbank von zwei Prozent annähert. "Es ist jedoch noch zu früh, den Sieg auszurufen", so Powell. Es gelte, eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Da auch die Europäische Zentralbank (EZB) für mehr Preisauftrieb gesorgt hat, denkt sie darüber nach, ihre billionenschweren Geldspritzen auslaufen zu lassen. "Die Fed begleitet die steigende Inflation und den rund laufenden Arbeitsmarkt mit Zinserhöhungen. Die EZB bereitet ihrerseits den Ausstieg aus den Anleihenkäufen vor: Sie dürften 2019 Geschichte sein, wenn die europäische Konjunktur hält", sagte Chefökonom Jörg Zeuner von der Förderbank KfW.
"ANTWORT AUF TRUMPENOMICS"
Die Fed handele unter Powell wie jede verantwortungsvolle Zentralbank bei steigender Überhitzungsgefahr der Konjunktur, sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW. Die Zinserhöhungen seien dabei auch eine Antwort auf die Wirtschaftspolitik von Trump: "Die Fed ist mit einer Administration konfrontiert, die mitten im Boom massive Steuersenkungen durchsetzt und Unternehmen zu umfassenden Gewinnrückführungen in die USA veranlasst."
Experten gehen davon aus, dass die Firmensteuer-Senkungen mindestens kurzfristig für mehr Wachstum sorgen werden. Längerfristig befürchtet der Internationale Währungsfonds aber Bremsspuren - etwa durch eine noch höhere Staatsverschuldung. "Die US-Notenbank hat die heikle Aufgabe, die geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft zu reduzieren ohne die Konjunktur zum Absturz zu bringen, und gleichzeitig ein Zinsniveau zu finden, das die Inflationsrisiken im Zaum hält", sagte Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege beim Vermögensverwalter JP Morgan Asset Management in Frankfurt: "Das Risiko, dass Börse und Wirtschaft abstürzen könnten, schwingt immer mit."
Die US-Notenbank hat mit ihrer konjunkturfördernden Politik über Jahre für einen Höhenflug an der Wall Street gesorgt. Seit dem Kurswechsel Ende 2013, als sie die Drosselung ihrer damaligen Anleihenkäufe bekanntgab, haben die US-Aktienmärkte kräftig zugelegt. Börsianer werteten die Entscheidung damals als positives Signal für die Konjunktur. Der Aktienindex S&P 500 ist seitdem um 55 Prozent gestiegen. Zuletzt hatte vor allem die Steuerreform die Anleger in US-Aktien gelockt.