Die Fed verzichtete damit auf eine härtere Gangart, wie sie manche Anleger am Aktienmarkt befürchtet hatten. Trotzdem wird die Zinskluft zur Euro-Zone und Japan noch tiefen: Denn dort wird vorerst nicht am Nullzins gerüttelt. Powell betonte auf der ersten Pressekonferenz als Fed-Chef, er wolle bei den Zinsen weder etwas überstürzen noch zu spät kommen: "Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden: das bedeutet weitere schrittweise Anhebungen." Auch für 2019 werden drei Erhöhungen angepeilt.

Die Fed entfernt sich damit weiter vor den Konjunkturhilfen nach der weltweiten Finanzkrise. "Das ist ein Vorgang, der mehr als zwei Jahre in Gang ist", so der Fed-Chef. Er signalisierte damit Kontinuität zu seiner Vorgängerin Janet Yellen.

Powell erschien praktisch auf den letzten Drücker vor der Presse und rutschte zunächst unruhig auf seinem Stuhl hin und her, während er hektisch ein Manuskript aus der Tasche zog. Später legte sich die Nervosität allerdings. Powell, der lange Zeit als Direktor in der Fed-Führungsebene wirkte, gilt den Finanzmärkten als ruhender Pol und Garant für Stabilität. Diesem Ruf wurde er auch auf der Pressekonferenz gerecht: "Die jetzige Geldpolitik funktioniert sehr gut", sagte Powell.

"Es ist gut, dass der neue Fed-Chef mit der erneuten Zinserhöhung nahtlos die Normalisierungspolitik seiner Vorgängerin weitertreibt", sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Wirtschaftsinstitut ZEW. Die Fed sei dabei, sich einen ausreichenden Spielraum für die zinspolitische Bekämpfung der nächsten Krise zu erarbeiten. Dazu passt, dass die Währungshüter für den Beginn des nächsten Jahrzehnts mit einer Abkühlung der Wirtschaft rechnen: Dann soll es nur noch zu einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,0 Prozent reichen - also relativ weit weg vom Ziel des US-Präsidenten Donald Trump, der auf Jahre hinaus ein Plus von 3,0 Prozent anstrebt. Für dieses Jahr sagt die Fed ein Wachstum von 2,7 Prozent voraus.

2017 hatte die Zentralbank die Zinsen bereits drei Mal angehoben. Da die von Trump angestoßene radikale Steuerreform der Konjunktur zusätzlichen Schub verleihen dürfte, hatten sich manche Experten auf einen aggressiveren Kurs der Fed eingestellt. Auch wenn das Tempo der Erhöhungen nun wohl eher moderat ausfallen wird, dürften die Staaten der Euro-Zone von der wachsenden transatlantischen Zinskluft auf kurze Sicht durchaus profitieren, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. "Dank der Abwertung des Euro steigen die Exporte und können so die wegen der höheren Zinsen geringere Nachfrage aus den USA mehr als wettmachen", so DIW-Experte Max Hanisch. Dies gelte insbesondere für Deutschland.

DROHENDER HANDELSKONFLIKT BESCHÄFTIGT FED

Hierzulande geht jedoch auch die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und der EU um. Sollte bis Freitag nicht noch eine Lösung im Streit über die von Trump angekündigten Schutzzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe zustande kommen, will die EU ihrerseits mit einem Bündel von Gegenmaßnahmen reagieren. Auch mit China steuern die USA auf einen Handelskonflikt zu. Powell sagte, dieses Thema sei bei der Fed diskutiert worden. Einige hätten über Gespräche mit Wirtschaftsvertretern berichtet, die in Sorge seien. Doch für die Fed sei derzeit daraus keine Verschlechterung des Konjunkturausblicks abzuleiten.

Der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner, erwartet jedoch, dass auf die Fed demnächst eine andere Herausforderung zukommen wird: Die kräftige Konjunktur und der brummende Arbeitsmarkt seien "Vorboten anziehender Inflationsraten". Bislang verfehlt die Fed beim Preisauftrieb allerdings ihre Zielmarke von zwei Prozent noch. Sie will aber auf jeden Fall vermeiden, dass die Preise über das Ziel hinausschießen. Powell gab sich diesbezüglich gelassen: "Aus den Daten lässt sich derzeit nicht herauslesen, dass wir vor einer Beschleunigung der Inflation stehen."