Fed-Chef Jerome Powell hat im Kongress bereits ein entsprechendes Signal gegeben. Die Wirtschaft sei sehr stark und zugleich der Inflationsdruck hoch. Die Verbraucherpreise stiegen im November um 6,8 Prozent und damit so stark wie seit Juni 1982 nicht mehr. Die Teuerungsrate ist weit über das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent hinausgeschossen.
Aus der Pandemiekrise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und explodierende Energiekosten treiben die Teuerung nach oben. Die Federal Reserve sei unter Handlungsdruck, sagt Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer: "Die raschere Gangart der US-Notenbank ist absolut notwendig. Schließlich haben die USA bereits ein ernstes Inflationsproblem." Er erwartet, dass die Fed am Mittwoch das Einstellen ihrer Anleihekäufe wohl auf März nächsten Jahres vorziehen wird, womit sich eine erste Zinserhöhung bereits zur Jahresmitte abzeichne. Die US-Notenbank hält den Leitzins derzeit in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent. Auf der Sitzung im September hatten die Währungshüter in ihrem Ausblick bereits signalisiert, dass es 2022 eine Zinserhöhung geben könne. Bei einem Schritt nach oben werde es aber wohl nicht bleiben, meint Experte Krämer: Die Fed werde gezwungen sein, ihren Leitzins nach einem ersten Schritt zur Jahresmitte in jedem Quartal um jeweils einen Viertel Prozentpunkt anzuheben - bis auf 1,00 Prozent zum Jahresende 2022.
Zunächst muss die Notenbank allerdings aus dem in der Corona-Pandemie 2020 eingeführten Krisenmodus heraus: Die Fed fährt seit Mitte November ihre Wertpapier-Zukäufe um monatlich 15 Milliarden Dollar zurück. Dieser Prozess der geldpolitischen Normalisierung läuft im Fachjargon unter dem Begriff Tapering. Das gesamte Ankaufvolumen von anfangs 120 Milliarden Dollar monatlich wäre erst Mitte nächsten Jahres abgeschmolzen, wenn dieses Abbautempo beibehalten würde. Der Abschluss des Tapering gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung.
DOGMA DER TEMPORÄREN INFLATION FÄLLT
Fed-Direktor Christopher Waller hatte angesichts der rapide steigenden Preise bereits eine Verdoppelung des Tempos gefordert, um schneller zu einer Zinswende gelangen zu können. Die Notenbank hatte lange an der Vorstellung festgehalten, dass der durch pandemiebedingte Lieferengpässe und kräftig anziehende Energiepreise getriebene Inflationsschub nur ein vorübergehendes Problem sei. "Doch Powell hatte zuletzt in Bezug auf Preissteigerungen das Wort "vorübergehend" aus seinem Wortschatz gestrichen", erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Laut dem Fed-Chef wird die Notenbank ihre Instrumente nutzen, um sicherzustellen, dass sich der erhöhte Preisdruck nicht verfestigt.
"Die Inflation wird nachhaltiger sein als zunächst gedacht", so NordLB-Analyst Bernd Krampen. Seiner Ansicht nach dürfte sie noch bis ins erste Quartal 2022 in "einem unangenehmen Bereich" von über sechs Prozent verharren, und im zweiten Quartal nicht unter vier Prozent fallen. Die Federal Reserve soll für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern. Inmitten der Abkehr vom Krisenmodus sieht sie sich allerdings mit einer stockenden Erholung am Arbeitsmarkt konfrontiert. Und der Aderlass zu Beginn der Pandemie in den USA im Frühjahr 2020 wirkt noch nach: Der Verlust an Jobs gegenüber dem Vorkrisenniveau beläuft sich laut Experten auf noch immer knapp vier Millionen Stellen. Ökonom Brian Nick vom Vermögensverwalter Nuveen geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass die Fed eine Zinswende nicht offensiv angehen wird. Sie habe schließlich zugesichert, nicht einmal über eine Anhebung nachzudenken, bis Vollbeschäftigung erreicht sei. Dieser Begriff lasse allerdings Spielraum für Interpretation. Die Lehre aus dem letzten Konjunkturzyklus sei, dass die Zentralbanken zu forsch eingeschritten seien und für einen zu starken Dämpfer gesorgt hätten. "Wir denken, dass die Fed nicht noch einmal eines Besseren belehrt werden möchte."
rtr