Geschafft: Trotz der gegenwärtigen Nervosität an den Aktienmärkten absolvierte der breit aufgestellte Beteiligungskonzern Texas Pacific Group (TPG) sein Börsendebüt an der Nasdaq vor wenigen Tagen souverän. Die von TPG und Anteilseigner China Life Insurance platzierten 34 Millionen Aktien spielten rund eine Milliarde Dollar ein. An der Börse ist der Finanzinvestor aus Fort Worth in Texas nun gut zehn Milliarden Dollar wert. Am ersten Tag legte der Aktienkurs um 15 Prozent zu.

Mit etwas mehr als 109 Milliarden Dollar Vermögen, 280 Unternehmensbeteiligungen und Büros in 30 Ländern ist TPG die Nummer 5 der globalen Private-Equity-Branche. Auf dem Parkett sind die Finanzinvestoren begehrt. Der Private-Equity-Index des Börsendienstleisters Bloomberg mit den Schwergewichten Carlyle Group, Ares Management, KKR und Blackstone legte 2021 knapp 82 Prozent zu, deutlich mehr als der S & P 500 mit plus 30 Prozent.

Boom bei Alternativen Investments

Wegen der überdurchschnittlich hohen Renditen sind die Finanzinvestoren bei institutionellen Anlegern wie Versicherungen, Pensions- und Staatsfonds oder Vermögensverwaltern wohlhabender Familien, den Family Offices, als Ergänzung zu Börseninvestments sehr gefragt. Die zahlungskräftige Klientel beschert der Branche seit Jahren hohe Zuflüsse.

Außerdem werden die Finanzinvestoren deutlich weniger reguliert als etwa Banken. Weltweit legte das in Alternativen Investments angelegte Vermögen nach Angaben des Marktforschers Preqin seit 2015 um knapp elf Prozent pro Jahr zu - auf 13,3 Billionen Dollar im vergangenen Jahr. 2026 werden es 23 Billionen Dollar sein, prognostiziert Preqin. Die gewaltige Summe entspricht Amerikas Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr.

Kern des Geschäfts von Private-Equity-Konzernen sind außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen - daher der Begriff Private Equity. Mit den Milliarden aus ihren Fonds und über internationale Netzwerke aus Branchenkennern, Kapitalmarktspezialisten und Unternehmern erwerben sie Unternehmensteile oder ganze Firmen und entwickeln sie in Eigenregie wertsteigernd weiter, um sie später an die Börse zu bringen oder zu verkaufen. Daneben umfassen die Alternativen Investments der Investoren auch Immobilien oder besondere Kredite wie Mezzanine-Darlehen. Durch ihre Diversifizierung sind die Firmen für Anleger wesentliche Wertschöpfer in der globalen Unternehmenswelt geworden.

So zählte KKRs Einstieg beim Berliner Medienriesen und "Bild"-Herausgeber, dem Verlag Axel Springer, im April 2019 zu den spektakulärsten Deutschland- Deals der globalen Nummer 2 der Finanzinvestoren. Weniger als ein Jahr später nahm KKR zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB, der Großaktionärin Friede Springer und Chef Mathias Döpfner das Verlagshaus von der Börse, um es umzubauen. Zu den Plänen gehört auch der für dieses Jahr geplante IPO des Onlinestellenportals StepStone.

200 Milliarden Zufluss

KKR und Blackstone sind die mit Abstand größten Finanzinvestoren gemessen am verwalteten Kundenvermögen. Dank seiner Größe und der breiten Aufstellung dürften Primus Blackstone im vergangenen Jahr mehr als 200 Milliarden Dollar Kundenvermögen zugeflossen sein, schätzt der US-Börsendienstleister Bloomberg. Die Immobilienfonds des Finanzinvestors sind mit etwas mehr als 230 Milliarden Dollar, rund 31 Prozent von knapp 731 Milliarden Dollar Kundenvermögen, ähnlich groß wie die Private-Equity-Sparte des Konzerns.

Blackstones Immobilienfonds Breit, in den Kunden auch mit kleineren Beträgen ab 2.500 Dollar einsteigen können, steht in New York kurz vor dem Kauf eines 49-Prozent-Anteils am Büroturm One Manhattan West. Der Wolkenkratzer mit 70 Stockwerken in der Nähe der Brooklyn Bridge gilt als neues Wahrzeichen der Stadt. Auch beim Kauf des australischen Casinos Crown Resorts scheint Blackstone nach monatelangem Tauziehen nun am Ziel zu sein. Der Konzern besserte jüngst seine Offerte auf 6,5 Milliarden Dollar nach. Zu Blackstones Casino-Portfolio gehört seit 2019 bereits das bekannte Bellagio in Las Vegas. Neben Immobilien und Beteiligungen hat Blackstone ein Viertel des Vermögens in Krediten und Versicherungen angelegt. Auch Rivale KKR sieht im US-Geschäft mit Policen für die Altersvorsorge und mit Lebensversicherungen viel Potenzial. Im Jahr 2020 erwarb der Finanzinvestor die Global Atlantic Financial Group. Der Deal erhöhte das Kundenvermögen per Ende September im Vergleich zum Vorjahr um mehr als vier Fünftel. Dank starker Zuflüsse hat es sich auf 459 Milliarden Dollar fast verdoppelt.

Worauf sich TPG fokussiert

Beim Börsendebütanten TPG sind Beteiligungen mit 79 Milliarden Dollar Vermögen der älteste und größte Bereich. Mehr als 70 Prozent der Kundengelder sind dort angelegt. Die Spezialkredite gliederten die Texaner vor zwei Jahren aus. Das Private-Equity-Segment erweiterten sie während der vergangenen Jahre um zwei Plattformen: Impact sind Unternehmen, die ESG-Standards für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Aufsichtsstrukturen (Governance) erfüllen. Rund zwölf Prozent des Spartenvermögens sind hier angelegt.

Die Growth-Plattform investiert in Wachstumsfirmen. Ein prominentes Investment ist der weltweit größte Onlinevermittler von Unterkünften Airbnb. Ein Konsortium unter Führung von TPG ging bei dem Internetkonzern schon im April 2014 an Bord, lange vor dessen Börsendebüt im Dezember 2020. Auf der Growth-Plattform ist ein Fünftel des TPG-Vermögens angelegt.

Auch EQT, die seit September 2019 börsennotierte Beteiligungsfirma von Schwedens Unternehmerdynastie Wallenberg, verkaufte die Kreditsparte, um sich auf Unternehmensbeteiligungen zu fokussieren. EQTs Börsenwert hat seit dem Debüt um 500 Prozent zugelegt. Damit sind die Skandinavier nun das mit Abstand am höchsten bewertete Private-Equity-Unternehmen weltweit.

In der eigentlich für ihre Verschwiegenheit bekannte Branche locken diese Erfolge nun weitere Unternehmen aus der Reserve. Wie aus Finanzkreisen berichtet wird, wollen auch Ardian aus Paris und CVC Capital aus Luxemburg noch in diesem Jahr aufs Parkett.
 


INVESTOR-INFO

Blackstone Group

Starke Nummer 1

Bloomberg schätzt, dass Kunden dem Primus Blackstone 2021 mehr als 200 Milliarden Vermögen für Investments und Versicherungen überwiesen haben. Die zehn größten Kunden haben in 26 Fonds angelegt. Die Kundenbasis ist breit. Die Anteile der Top-Ten-Klienten liegen jeweils unter zwei Prozent des Vermögens. Die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung sollen 2022 um 23 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar zulegen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 125,00 Euro
Stoppkurs: 80,00 Euro

KKR & Co.

Sprudelnde Einnahmen

Auch die Nummer 2 der Branche hat 2021 von dem Trend der überdurchschnittlich hohen Vermögenszuflüsse in die Fonds der Top Ten im Private-Equity-Geschäft profitiert. Für 2021 schätzt die Investmentbank Keefe Bruyette & Woods die Gebühren für die Vermögensverwaltung auf rund zwei Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Zuwachs von 44 Prozent. Für 2022 prognostizieren die Analysten ein Plus von 30 Prozent.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 65,00 Euro
Stoppkurs: 45,00 Euro

TPG und ein Branchen-ETF

Debütant und Eines für alle

Börsendebütant TPG legte den ersten ESG-Fonds der Branche mit knapp 13 Milliarden Dollar Investments auf. Im Growth-Segment lieferten frühe Einstiege bei Mobilitätsdienstleister Uber und Unterkunftsvermittler Airbnb hohe Renditen. TPG (ISIN: US 872 657 101 6) wird nun auch in Berlin gehandelt. Mit dem ETF iShares Listed Private Equity von Blackrock setzen Anleger auf die Entwicklung der Branche. Unter den Top-Positionen im Index: KKR, Blackstone, Brookfield Asset Management, Partners Group, 3i, Apollo Global Management.