Beim Anblick des neuen Daxing-­Flughafens im Süden von Peking dürften die Verantwortlichen des Berliner Pannenflughafens ganz schön staunen. Während der deutsche Haupt­stadt­airport seine Eröffnung mehrfach verschieben musste, hat China in Rekordzeit einen neuen Großflughafen aus dem Boden gestampft. Vor gerade einmal fünf Jahren begannen die Bauarbeiten für das Terminal mit einer Fläche von 700.000 Quadratmetern. Am 26. September dieses Jahres nahm das Prestigeprojekt der Volksrepublik mit dem Start einer A 380-Maschine der Fluglinie China Southern den Betrieb auf. Der umgerechnet gut 51 Milliarden Euro teure Daxing International Airport war nötig, nachdem der bisherige Flughafen von Peking aus allen Nähten platzte. Am Beijing Capital International Airport, der eigentlich nur für bis zu 76 Millionen Passagiere ausgelegt ist, wurden im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Fluggäste abgefertigt. Schätzungen zufolge wird das Passagieraufkommen in Peking im kommenden Jahr bei 140 Millionen liegen. 2025 sollen es 170 Millionen Passagiere sein.

Überhaupt ist es der gesamte Asien-­Pazifik-Raum, der von allen Regionen der Welt bei der Zahl der Flugpassagiere die derzeit höchsten Wachstumsraten aufweist. Allen Klimaschutzdebatten zum Trotz boomt der Flugverkehr aber auch in allen anderen Teilen der Erde. 2018 verzeichnete die zivile Luftfahrt erneut ein Rekordjahr. Der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO zufolge beförderten die Airlines im vergangenen Jahr bei rund 38 Millionen Starts insgesamt 4,3  Milliarden Menschen.

Während die Fluggesellschaften um die Gunst der Passagiere kämpfen und einen zum Teil ruinösen Preiskampf ausfechten, gehören Flughafenbetreiber wie Fraport zu den größten Profiteuren dieses Trends. Der Betreiber des größten deutschen Flughafens in Frankfurt verzeichnete allein am wichtigsten deutschen Drehkreuz in den vergangenen fünf Jahren ein Wachstum um 20 Prozent auf 69,5 Millionen Passagiere. Auf Konzernebene legten die Umsätze in diesem Zeitraum um mehr als 45 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis je Aktie wurde auf 5,24 Euro verdoppelt. Längst ist es nicht nur die Abfertigung der Passagiere, mit der das Unternehmen Geld verdient. Wie auch an anderen Airports schieben Einnahmen aus Dienstleistungen und dem Zusatzgeschäft aus Einzelhandel und Restaurants am Flughafen Umsatz und Ertrag an. Die internationale Expansion treibt Fraport ebenfalls weiter voran. Die Gesellschaft ist mittlerweile unter anderem in Brasilien, Griechenland, Peru, Russland und der Türkei aktiv. Der Erfolg spricht für sich: Die unter dem Segment "International Activities & Services" zusammengefassten ausländischen Aktivitäten trugen in den jüngsten Neunmonatsergebnissen wieder einen wesentlichen Teil zum Umsatzwachstum bei.

Ein noch deutlich größeres Portfolio an internationalen Beteiligungen hat die spanische Aena. Zum größten Flughafenbetreiber der Welt gehören allein im Heimatland 48 Flughäfen, dazu kommen weitere Drehkreuze in Großbritannien, Brasilien, Kolumbien und Mexiko. An der Börse bringt es die Nummer 1 der Branche mittlerweile auf einen Börsenwert von 25 Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung der Spanier ist mehr als dreimal so hoch wie die von Fraport und fünfmal so hoch wie die des Flughafen Zürich.

Auf nach Indien


Gegenüber den Rekordhochs aus dem Jahr 2017 hat der Aktienkurs der Schweizer rund ein Drittel eingebüßt. Das liegt unter anderem daran, dass das Bundesamt für Zivilluftfahrt den Betreiber des größten Schweizer Flughafens dazu zwingt, ab 2020 die Gebühren zu senken. Das wird das Ergebnis belasten. Operativ ist die Gesellschaft indes gut unterwegs. Das Management erwartet auch in diesem Jahr einen neuen Passagierrekord. Starke Zuwächse verzeichnet man insbesondere im Nichtfluggeschäft. Doch das Wachstum am Heimatflughafen ­Zürich-Kloten ist wegen der dichten Besiedlung und strenger Lärmschutzvorschriften begrenzt. Daher strecken die Schweizer ihre Fühler ins Ausland aus. Kürzlich kündigte das Unternehmen an, für das indische Flughafengroßprojekt Jewar International Airport in der Nähe von Delhi zu bieten. Man prüfe weitere Projekte in Indien, Indonesien und auf den Philippinen. Mit Beteiligungen auf Malta und am Flughafen Košice in der Slowakei gibt sich der Flughafen Wien vergleichsweise bescheiden in Sachen Internationalisierung. Als wichtigstes Drehkreuz für Flüge nach Osteuropa verzeichnet der Airport in der österreichischen Hauptstadt dennoch seit Jahren ein starkes Wachstum. In den ersten neun Monaten 2019 verbuchte allein der Flughafen in Wien ein Passagierplus von knapp 20 Prozent. Konzernweit legten die Umsätze in diesem Zeitraum um knapp acht Prozent, das Nettoergebnis gar um 14,4 Prozent zu.

Die mittel- bis langfristigen Perspektiven international aufgestellter Flughafenbetreiber sind überzeugend. Der Weltdachverband IATA schätzt, dass sich die Zahl der Flugpassagiere bis zum Jahr 2037 weltweit auf 8,2 Milliarden fast verdoppeln wird - getrieben vor allem vom kräftigen Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum. In wenigen Jahren wird China die USA als weltgrößten Luftverkehrsmarkt ablösen, und Thailand könnte einen Markt wie Italien aus den Top Ten verdrängen. Das macht Titel wie Airports of Thailand interessant. Der Aktienkurs befindet sich seit Jahren in einem langfristigen Aufwärtstrend. Der australische Sydney Airport profitiert von der Reiselust der Chinesen. Die Aktie legte in diesem Jahr kräftig zu und überzeugt mit einer besonders attraktiven Dividende. Auch wenn beide Titel keine Schnäppchen mehr sind, beim Wachstum der Branche dürften sie in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen.