Die Ölsorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 1,8 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 52,77 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Mittwoch hatte sie sich um knapp neun Prozent verteuert, nachdem sich die Opec auf die erste Kürzung der Förderquoten seit acht Jahren geeinigt hatte. Für den Analysten Fawad Razaqzada vom Online-Broker Forex.com ist die Preisrally noch nicht zu Ende. "Ja, Schieferöl-Förderer werden die Produktion hochfahren und damit langfristig den Kursanstieg begrenzen. Mittel- und langfristig werden wir aber höhere Preise sehen." Außerdem könne dank eines robusten Wachstums in den USA und China mit einer anziehenden Nachfrage gerechnet werden. Schieferöl wird mit Hilfe des technisch aufwendigen, teuren und umstrittenen "Fracking"-Verfahrens gewonnen.
In der Hoffnung auf sprudelnde Gewinne stiegen weitere Anleger bei Ölkonzernen ein. BP, Shell und Statoil stiegen um bis zu 3,1 Prozent. Dies hievte den europäischen Branchenindex auf 302,24 Punkte, den höchsten Stand seit rund einem Jahr. Sein US-Pendant hatte am Mittwoch sogar ein Eineinhalb-Jahres-Hoch markiert. An der Wall Street lagen Exxon Mobil und Chevron vorbörslich erneut im Plus. Der saudi-arabische Leitindex kletterte zeitweise auf ein Zwölf-Monats-Hoch.
HÖHERER ÖLPREIS = HÖHERE INFLATION
Wegen der steigenden Energiepreise wetteten Anleger verstärkt auf raschere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Bislang rechneten Anleger mit einem Schritt im Dezember und zwei weiteren im kommenden Jahr, sagte UBS-Devisenexperte Constantin Bolz. "Werden wir nun drei oder vier sehen?" Diese Spekulationen schwappten über den Atlantik und trieben das europäische Inflationsbarometer auf ein Zehn-Monats-Hoch und die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,307 von 0,279 Prozent.
Die vergleichbaren italienischen Titel rentierten wenige Tage vor dem geplanten Verfassungsreferendum sogar bei 2,022 Prozent. "Niemand bezweifelt, dass ein 'Nein' eine längere Periode der Unsicherheit nicht nur für Italien, sondern die gesamte Euro-Zone einleiten könnte", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. "Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Märkte auf Talfahrt gehen." Ministerpräsident Matteo Renzi hatte ursprünglich seine politische Zukunft an die Verabschiedung der geplanten Reformen zur Stärkung der Zentralregierung und zur Stabilisierung des politischen Systems geknüpft.
OETKER VERKAUFT REEDEREI AN MAERSK
Bei den Unternehmen rückte außerdem Moller-Maersk ins Rampenlicht. Der Zuschlag für Übernahme des Konkurrenten Hamburg Süd verhalf der weltgrößten Container-Reederei zu einem Kurssprung von bis zu 6,2 Prozent. Damit steuert die Aktie auf den größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu. In dem kommenden Wochen will sich Maersk mit dem Oetker-Konzern auf die Details der Hamburg Süd-Übernahme einigen. Einen Kaufpreis nannten die Unternehmen zunächst nicht. Analyst Michael Jorgensen von der Alm. Brand Bank lobte den Deal als strategisch sinnvoll.
rtr